Geheimes Kräuterwissen | Einleitung
Alles nur Humbug?

Buchstäblich übergangen oder überfahren werden der Spitzwegerich wie andere Arten des Wegerichs. Er hilft Menschen, die krank sind, weil sie übergangen wurden. | Foto: agrarfoto.com
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  • Buchstäblich übergangen oder überfahren werden der Spitzwegerich wie andere Arten des Wegerichs. Er hilft Menschen, die krank sind, weil sie übergangen wurden.
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Kräuter haben eine Auswirkung auf unsere Existenz. Davon ist der Prämonstratenser-Chorherr und Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger überzeugt: „Mein Job ist es, Botschafter zwischen den Pflanzen und den Menschen zu sein. Damit sie im Dialog bleiben.“ Jeder Mensch hat für Herrn Benedikt die Anlage, die Wirkung von Kräutern in seinem Leben zu entdecken: „Das ist wie bei der Musik: Jeder Mensch hat die Anlage, sich musikalisch zum Ausdruck zu bringen. Viele trauen es sich nur nicht und glauben nicht an ihre Fähigkeiten.“

Der Kräuterpfarrer versteht sich als Entschlüssler. Er will Fähigkeiten im Menschen fördern, mit denen sie einen Bezug zu Kräutern herstellen können: „So skurril das vielleicht für manche klingt: Wir können viel von Kräutern lernen.“ Viele Wildkräuter wachsen auf schlechten Böden und kommen zurecht. Sie können nicht ihren Standort wechseln und machen deshalb das Beste aus ihrer Situation, beschreibt Kräuterpfarrer Benedikt die „faszinierenden Vorgänge in der Natur“.

Lebenskünstler am Straßenrand

Oft sind Pflanzen wirkliche Lebenskünstler, bei denen auch Menschen etwas ablesen können. Herr Benedikt vergleicht das mit Behandlungsmethoden von suchtkranken Menschen: Eine Selbsthilfegruppe kann hier sehr heilsam sein, weil Menschen in einem geschützten Rahmen über ihre Sucht reden können. Sie suchen nach Möglichkeiten, mit ihrer Situation umzugehen. Pflanzen an schlechten Standorten suchen auf ähnliche Weise nach Lösungen: „Sind sie zum Beispiel an sehr trockenen Orten, entwickeln sie besonders tiefe Wurzeln, um genug Nährstoffe aus dem Boden zu beziehen.“

Die Wirkung ist abhängig vom Standort

Die Wirkung von Kräutern hat für den Prämonstratenser stark mit ihrem Vorkommen und ihren „Lebensumständen“ zu tun. Sämtliche Wegerich-Arten wachsen an schottrigen Wegen mit ganz schlechten Böden: „Der Wegerich wächst dort, wo drübergefahren wird. Er wird buchstäblich übergan-
gen.“

Viele nervliche und seelische Krankheiten entstehen beim Menschen, wenn er übergangen wird oder über ihn drübergefahren wird, sagt der Kräuterpfarrer: „Der Wegerich wächst aber trotzdem weiter, und er hilft Menschen dann tatsächlich in Situationen, die auch ihm tagtäglich zu schaffen machen: Das Kraut ist gut für die Atemwege und wirkt nervenstärkend.“

Herr Benedikt betont in seinem Wirken einen ganzheitlichen Ansatz: „Es gibt in dieser Welt kein Leben, das nicht einen anderen Teil des Lebens zum Leben brauchen würde.“ Kräuter können viele Prozesse im Menschen unterstützen, sie machen heil, so Felsinger. Mit der Wirkung einer Tablette sind Heilkräuter aber nicht zu vergleichen: „Zum Glück heißen sie ja auch nicht Gesundheitskräuter, sondern Heilkräuter. Ein Mensch kann heil sein, auch wenn er sehr krank, also nicht gesund ist.“ Heil ist der Mensch für Herrn Benedikt dann, wenn er sich seiner Situation stellt und sie annimmt. Dabei können Kräuter helfen.

[p]Wichtig ist dem Kräuterpfarrer, dass er kein Wunderheiler oder Hexer ist: „Ich glaube, dass Kräuter sehr viel bewirken können, aber Wunderkräuter gibt es nicht.“ Kräuter können vor allem den Körper animieren, eine Widerstandskraft gegen bestimmte Krankheiten zu entwickeln. Das möchte Herr Benedikt als Kräuterpfarrer vermitteln und auch den Bezug zum christlichen Glauben herstellen: „Wir Menschen sind Teil der Schöpfung. Und in dieser Schöpfung hat alles einen Bezug zueinander.“ Humbug, Schwindel, ist die Beschäftigung mit Kräutern aus seiner Sicht keiner. Es geht um ein ganzheitliches Wahrnehmen des Menschen. Und das Vertrauen in die Beziehung aller Teile der Schöpfung zueinander.

Buchstäblich übergangen oder überfahren werden der Spitzwegerich wie andere Arten des Wegerichs. Er hilft Menschen, die krank sind, weil sie übergangen wurden. | Foto: agrarfoto.com
Der Sitzstein – ein Lieblingsplatz im Kräutergarten. | Foto: Stift Geras
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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