Glaube
Dank und Lobpreis

Jesus Christus als Brot des Lebens, verehrt im Lobpreis und Dank der Kirche.
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Zum Fronleichnamsfest Worte des am 25. Mai gestorbenen Theologen Philipp Harnoncourt aus der Ö1-Reihe „Gedanken für den Tag“.

Die katholische Kirche feiert das Fronleichnamsfest. Nicht wenige meinen, es gehe darin vor allem um das anbetungswürdige Geheimnis der aufbewahrten Eucharistie, denn im Sakrament des eucharistischen Brotes ist durch das Geheimnis der heiligen Wandlung Jesus Christus selbst – mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut, als wahrer Gott und wahrer Mensch – gegenwärtig.
Das Geheimnis der Eucharistie greift aber viel tiefer: Mit dem griechischen Wort Eucharistia wird das hebräische Wort Beraka wiedergegeben, das Danksagung und Lobpreis bedeutet. Jüdische Frömmigkeit zeigt eine große Feinfühligkeit für das Wahrnehmen von Gottes Huld und Treue.
In vielen regelmäßigen Erscheinungen, aber auch in überraschenden Ereignissen ist zu erkennen, dass Gott sich um uns sorgt und dass seine lebensspendende Zuwendung unwiderruflich bei uns bleibt:
in jedem Sonnenaufgang, in jedem Tropfen Wasser, in jedem Stück Brot, in jedem Schluck Wein, in schattenspendenden Wolken, in der Ernte der Felder, in der Geburt eines Kindes …
in diesen und in vielen ähnlichen Widerfahrnissen wird Gottes Huld und Treue erkannt.
Diesem Erkennen entspringen die Berakot, die Dank- und Lobsprüche der Juden, von denen uns viele überliefert sind. „Barucha Adonai. Gepriesen bist du, Herr, denn du gewährst Licht und Wasser und Brot und … und … und …“
Jesus von Nazaret ist als frommer Jude aufgewachsen, und er ist sein Leben lang ein frommer Jude geblieben, trotz aller Auseinandersetzungen und Zusammenstöße mit den Pharisäern, den Schriftgelehrten und den Priestern. Jesus hat viele Berakot – das ist die Mehrzahl von Beraka – gesprochen: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, denn du hast dies alles den Kleinen und Unmündigen geoffenbart!“ (Mt 11,25)
Beim Letzten Abendmahl spricht er über das Brot und den Wein die gebräuchliche preisende Danksagung: „Gepriesen bist du, Herr, für dieses Brot, für diesen Wein, denn in diesen Gaben schenkst du uns Leben.“
Dann fügt er die deutenden Worte hinzu: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird! … Das ist der Kelch meines Blutes, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden! Nehmt und esst, nehmt und trinkt, und tut dies als mein Gedächtnis.“ (1 Kor 11,23–25)
So ist die Eucharistie zu allererst einmal eine Dank- und Gedenkfeier der Kirche!
– Danksagung und Lobpreis an Gott den Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist!
– Im dankenden Gedenken neu erfahrene Zuwendung des Vaters und Lebensspende an uns durch Christus im Heiligen Geist.
Die Eucharistie der Kirche ist aber Danksagung, Lobpreis und Anbetung auch an Jesus Christus, denn er ist
– unser Heil und unser Leben,
– das Brot des Lebens, das vom Himmel herabgekommen ist,
– die menschgewordene Huld und Treue Gottes!
Ihm sei Lobpreis und Ehre, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Aus: Philipp Harnoncourt, Kostbar ist der Tag. Meditationen, Schnider_Verlag

Aufregender Gott
Ein Gott in drei Personen? Dazu Gedanken von Philipp Harnoncourt.

Das ureigenste Merkmal des Glaubens der Christen ist das Geheimnis der Drei-Einheit Gottes. Es findet heute leider wenig Beachtung, weil es ja doch niemand verstehen kann. Wie kann man erfassen und erklären, dass drei eins sind? Oder das eins drei ist? 1+1+1=1, kann das richtig sein?
Die Redeweise von drei „Personen“ eines einzigen göttlichen Wesens, die seit dem 4. Jahrhundert als Dogma festgelegt ist, erweist sich heute nicht als hilfreich, ja vielleicht sogar als irreführend, weil das Wort „Person“ inzwischen seinen ursprünglichen Sinn verändert hat. Person bedeutet jetzt ein eigenständiges menschliches Individuum mit Selbstbewusstsein.
Das lateinische Wort „persona“ und das entsprechende griechische Wort „prosopon“ bedeuten aber ursprünglich und wörtlich „Gesicht“, „Antlitz“, „Maske“. Der Sinn des Dogmas besagt, dass der „eine“ Gott sich in „drei“ Gesichtern zeigt.
Der Drei-Eine ist ein aufregender Gott! Warum aber regt Er heute kaum jemand auf?
Gott ist Liebe (1 Joh 4,16)! Kann es überhaupt etwas Aufregenderes geben? Der eine Gott kann aber nur Liebe sein, wenn es und weil es in Ihm Verschiedenheit gibt: ein Miteinander und Gegenüber, ein ewiges Ich und Du und Wir, ein Liebesgespräch, aber auch Auseinandersetzung, eine Viefalt an lebendiger und dynamischer Beziehung.

Jesus Christus als Brot des Lebens, verehrt im Lobpreis und Dank der Kirche.
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Yellow – Magenta – Cyan. Beitrag von Franz Sattler für den 2011 von Philipp Harnoncourt initiierten Wettbewerb „Trinität“. | Foto: Neuhold
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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