Positionen von Karl Veitschegger
Heilige Kirche?

Warum nennen wir die Kirche im Glaubensbekenntnis „heilig“? Sicher behaupten wir damit nicht, unsere geistlichen Hirten und wir Kirchenmenschen seien stets moralisch einwandfrei. Das wäre blanker Hochmut! „Auch in unserer Zeit weiß die Kirche, wie groß der Abstand ist zwischen der von ihr verkündeten Botschaft und der menschlichen Armseligkeit derer, denen das Evangelium anvertraut ist.“ So hat es das Zweite Vatikanum formuliert (Gaudium et spes 43).

Ich nenne die Kirche „heilig“, weil sie ihr Leben Jesus Christus verdankt und weil er ihre eigentliche Mitte ist. Sein Heiliger Geist sorgt dafür, dass trotz menschlichen Versagens in der Kirche das Licht des Evangeliums nie ganz erlischt; dass in den Sakramenten, von fehlerhaften Menschen gefeiert, auch heute Christus lebt und wirkt; dass es neben einigen korrupten und vielen „durchschnittlichen“ Kirchenleuten immer wieder Männer und Frauen gibt, die ihr Christ-Sein ganz ernst nehmen und zu großherziger Liebe fähig sind. Ich entdecke gerade im „einfachen“ Kirchenvolk so viel Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe! An diesen Demütigen richte ich mich oft geistig auf. Sie zeigen mir, dass Gott seine Freude an der Kirche nicht verloren hat.

Einer von ihnen hat mir einmal gesagt: „Der Weinskandal hat uns geholfen, dass unser steirischer Wein heute Topqualität hat. Möge der Macht- und Sex-Skandal der Kirche helfen, dass sie christlicher wird.“ Der Mut zu tiefgreifender (!) Reform fehlt oft noch. Aber die Chance ist da. Auch deshalb nenne ich die Kirche heilig.

Autor:

Florian Heckel aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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