Mutworte - Christa Carina Kokol
Wer will denn schon geistlos sein?

Was ist in Krisenzeiten wichtiger: verantwortungsvoll zu handeln oder hoffend zu beten? Kurt Remele, Leiter des Institutes für Ethik und Gesellschafslehre an der Uni Graz, löste mit seiner „Außenansicht“ in der Kleinen Zeitung einige Diskussionen aus. Der Autor spricht religiöse Rituale an, die natürliche Begrenzungen nicht auf magische Weise aufheben. Als Beispiel nennt er Spitzensportler, die Gebete sprechen oder sich bekreuzigen, um den Sieg zu erringen. Ohne hartes Training und dementsprechende Lebensführung, so der Autor, wird sie kein Gott „retten“.
Gott ist kein Magier, der durch dargebrachte religiöse Rituale einigen Menschen zu ihrem Sieg verhilft – unabhängig auf wessen Kosten und wie riskant das Manöver auch sein mag –, andere aber in großer Not und Verzweiflung übersieht.
Wir feiern zu Pfingsten den Geist Gottes, der jeden Menschen durchdringt und ihn befähigt, das Leben in jeder Phase verantwortungsbewusst mitzugestalten. Hoffnungsvolle Gebete sind jener Draht nach oben, um das im Augenblick Sinnvollste für sich selbst und die Mitwelt zu erkennen.
In einer Nationalratsdebatte wandte sich ein Redner vehement gegen Schutzmasken, die „mich nicht selbst schützen“.
Wenn aber jeder Mensch dieser Erde den anderen schützt – sprich ihm verantwortungsvoll und menschenwürdig begegnet –, sind alle geschützt, auch der genannte Redner. Da wird das Wehen des Geistes in uns spürbar – und geistlos will doch keiner sein.

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeu-tische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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