Frohnleichnam
Speise für unterwegs

Im Fronleichnamsfest, wenn wir es wie gewohnt feiern können, verbinden sich Eucharistiefeier, Aufbruch und Unterwegssein. Hier ein Bild einer früheren Fronleichnamsprozession in Voitsberg.	 | Foto: Lantos
  • Im Fronleichnamsfest, wenn wir es wie gewohnt feiern können, verbinden sich Eucharistiefeier, Aufbruch und Unterwegssein. Hier ein Bild einer früheren Fronleichnamsprozession in Voitsberg.
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Fronleichnam ist das Fest des Leibes und Blutes Christi, das Fest der Speise, in dem der Herr sich uns schenkt und unser Leben begleitet.

Das Wort „Messe“ leitet sich vom Schlusswort der lateinischen Eucharistiefeier ab: „Ite missa est!“ (Geht! Es ist gesendet!) In der deutschen Messe heißt es am Ende: „Gehet hin in Frieden!“
Am Ende steht also die Mission, die Sendung, der Aufbruch. Die Eucharistie ist keine geschlossene Veranstaltung, bei der man am Ende noch gerne gemütlich zusammensitzen will. Sie hat ein „open end“, das nach draußen schickt: in den Alltag, ins Gewöhnliche, in die normalen Lebensräume. Das Vorbild der Eucharistie, die jüdische Pascha-Feier, war ebenfalls ein Fest in Aufbruchsstimmung. Die Anweisung lautet: „So sollt ihr essen: Eure Hüften gegürtet, Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand. Esst hastig!“ (vgl.
Ex 12,11)

Reiseproviant. In dieser Linie kann auch die Eucharistie als Feier verstanden werden, die Reiseproviant mitgibt und dann losschickt. „Viaticum“ ist ein altes Wort für die Eucharistie: „Wegzehrung“. Als solche wurde die Eucharistie vor allem im Blick auf die letzte Reise, auf das Sterben, verstanden; die dem Tod Nahen sollen noch einmal kommunizieren, damit sie „gut hinüberkommen“. Eucharistie nährt jedoch als „Pro-viant“ (wörtlich: „für den Weg“) nicht nur beim letzten Schritt, sondern auf allen Wegen, die der Mensch zu beschreiten hat.

Ins Alltägliche. Am Ende jeder Eucharistiefeier werden wir ins Alltägliche zurückgeschickt – und dies im Vertrauen, dass Christus uns vorausgeht. Unsere Welt ist nicht gott-los. Das christliche Weltbild ist vom Glauben an die Inkarnation geprägt: Durch die Menschwerdung Gottes wird die Distanz zwischen Gott und Welt radikal aufgehoben. Schon bei der Geburt Jesu singen die Engel den Gloria-Gesang auf den Fluren von Betlehem. Dieser Gesang stammt aus der Tempelliturgie und wird nun mitten im gewöhnlichsten Umfeld gesungen, sozusagen auf der grünen Wiese, zwischen blökenden Schafen und wachenden Hirten. Nicht der Tempel erweist sich als der Ort intensivster Gottesnähe, sondern im menschlichen Antlitz eines Kindes wird das göttliche Geheimnis anschaulich und berührbar …
Diese Bewegung der Inkarnation will sich in denen fortsetzen, die als Zeuginnen und Zeugen Jesu Christi das Evangelium verkünden. Die Kirche darf sich nicht auf den Binnenbereich zurückziehen, denn sie hat einen Auftrag für die Welt und muss daher mitten in der Welt präsent sein – und zwar gerade an Orten, an denen man es vielleicht gar nicht vermuten würde.

Unterwegs sein. Heute mitten in der Welt zu sein heißt vor allem, unterwegs zu sein. Das Wort „Pfarre“ kommt sprachgeschichtlich von „parochia“, griechisch „pároikos“, wörtlich: „zwischen den Häusern“. Das Wort für „Pfarre“ rührt also in seinen Ursprüngen von einer Haltung her, die gerade nicht bedeutet „sich heimisch machen oder sich festsetzen“, sondern ganz bewusst unterwegs bleiben. Die Christen nennen sich daher in der frühen Kirche „Paröken“, „Heimatlose“ …
Die Eucharistie ist Geheimnis, in dem Menschen wohnen können, und zugleich Wegzehrung, die sie für den nächsten Aufbruch stärkt.

Aus: Andreas Knapp, vom Segen der Zerbrechlichkeit, Echter

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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