Christi Himmelfahrt
Schaut nicht hinauf

Die Wolke, biblisches Zeichen der Gegenwart Gottes. Darunter die Kirche, irdisches Zeichen der Gegenwart des Auferstandenen und der Erwartung seines Kommens. | Foto: Archiv
  • Die Wolke, biblisches Zeichen der Gegenwart Gottes. Darunter die Kirche, irdisches Zeichen der Gegenwart des Auferstandenen und der Erwartung seines Kommens.
  • Foto: Archiv
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Christi Himmelfahrt. Kein Abheben, sondern eine neue Weise der Begegnung zwischen Christus und der Welt.

Schaut nicht hinauf, der Herr ist hier bei uns, haben wir in meiner Gymnasialzeit gesungen, als die sogenannten „Jazzmessen“ begannen. Unsere Schulband begleitete dabei den gleichen Gedanken, der vorher schon Jahrhunderte im Gregorianischen Choral am Beginn des Hochfestes Christi Himmelfahrt gesungen wurde. Der kritische Hinweis des Engels an die Jünger Jesu, nicht ratlos in die Luft zu schauen, wird an diesem Fest an die Gläubigen aller Zeiten weitergegeben.

Vielleicht erinnert der Ausdruck „Himmelfahrt“ zu sehr an ein Abheben. Aber Jesus fliegt weder wie ein Luftballon noch wie eine Rakete nach oben. Vielmehr heißt es, dass ihn eine Wolke den Blicken der Seinen entzog. Und eine Wolke bedeutet für den Bibelkundigen immer die Gegenwart Gottes. Schon beim Auszug aus Ägypten war Gott in einer Wolkensäule seinem Volk vorangezogen und hatte ihm den Ausweg in die Freiheit gezeigt.

Jesus hebt also bei der Himmelfahrt nicht ab. Und erst recht nicht sollen seine Gläubigen abheben. Jesus ist jetzt im Zusammenhang mit Gott zu denken. Und der Engel warnt nicht nur davor, tatenlos in die Luft zu schauen. Er sagt: Jetzt ist es unsere Aufgabe, Jesus zu erwarten. Er wird wiederkommen. Die Ikonen der Ostkirche stellen Christus so dar, dass man nicht weiß: Ist er im Gehen oder im Kommen. Und sie stellen ihn dar mit einer segnenden Hand. Denn das Lukas-Evangelium spricht davon, dass Jesus seine Freunde zum Abschied gesegnet hat. Damit hat er wohl die Welt gesegnet.

Nicht alle Evangelisten blenden die Erfahrung des auferstandenen Jesus mit einer Himmelfahrt aus. Matthäus zum Beispiel lässt Jesus mit einem Auftrag und einer Zusage gehen. Der Auftrag lautet: Macht die Menschen zu meinen Jüngern. Nicht mit gewaltsamen Missionsaktionen. Die Menschen sollen von uns lernen, wie das geht: an Jesus glauben. Die Zusage lautet: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Deshalb haben wir gesungen: Schaut nicht hinauf, der Herr ist hier bei uns.

Das soll aber nicht heißen, dass wir Jesus sozusagen aus dem Himmel herunterholen, uns bloß an einen tollen Menschen erinnern. Dass wir nach dem Ostersonntag noch ein zweites großes österliches Fest feiern, bringt die zweite Seite von Auferstehung zum Leuchten: Auferstehung heißt, dass Jesus lebt. Und Auferstehung heißt, dass Jesus der Herr ist. Darum geht es bei diesem Fest besonders.

Wenn wir Jesus nicht den Herrn der Welt, den Herrn über Leben und Tod und den Richter der Welt sein lassen, bleiben wir auf uns selbst verwiesen. Wir gehen mit der Welt nach unseren Profitinteressen um. Wir wollen selbst das Ende unseres Lebens bestimmen und ziehen andere mit hinein. Wir orientieren uns nicht am Willen Gottes bei unseren Entscheidungen oder bestimmen selbst, was Gottes Wille zu sein hat.

Mit der Himmelfahrt endete damals weitgehend die irdische Erfahrbarkeit des Auferstandenen. Dafür begann die Erwartung seines Kommens. Himmelfahrt ist der Beginn von einem erwartungsvollen Christentum. Es schaut nicht nur hinauf, sondern auch nach vorn. Aber eben auf Christus.

Herbert Messner

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ