In memoriam
"Mein Licht und mein Heil"

Philipp Harnoncourt, Liturgiewissenschafter, Ökumeniker, Seelsorger. Für sein umfassendes Wirken wurde er unter anderem mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse der Republik Österreich und mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern des Landes Steiermark gewürdigt. Rund 550 Publikationen dokumentieren sein Schaffen. Möge er „ruhig und froh weiterleben“. | Foto: Neuhold
  • Philipp Harnoncourt, Liturgiewissenschafter, Ökumeniker, Seelsorger. Für sein umfassendes Wirken wurde er unter anderem mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse der Republik Österreich und mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern des Landes Steiermark gewürdigt. Rund 550 Publikationen dokumentieren sein Schaffen. Möge er „ruhig und froh weiterleben“.
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In memoriam Univ.-Prof. Prälat Dr. Philipp Harnoncourt.

Als meinem Lehrer für Liturgie verdanke ich ihm viel“, dankt ihm Bischof Wilhelm Krautwaschl. „In Einfachheit hat er – gepackt von der Schönheit des Gottesdienstes – mir und vielen Freude am gemeinsamen Feiern geweckt. Darüber hinaus hat er uns auch eingeführt in ein oft vergessenes Gebiet geistlichen Lebens, die Kunst des guten Sterbens.“
Am 25. Mai hat der so vielseitig wirkende Priester, Liturgiewissenschaftler und Ökumeniker Univ.-Prof. Prälat Kan. Dr. Dr. h. c. Philipp Harnoncourt im für seine Familie heimatlichen Grundlsee 89-jährig den Weg zu seinem Herrn angetreten, den er in einem von ihm komponierten Psalm als „mein Licht und mein Heil“ besungen hatte. „Philipp Harnoncourt war als Mensch und Christ, als Priester, ungemein engagierter Seelsorger und hochangesehener Wissenschaftler ein Mann von allseits herausragendem Format“, würdigt ihn Bischof Egon Kapellari und erinnert auch an sein bleibendes Herzensprojekt, die „Rettung der kunsthistorisch einzigartigen Heilig-Geist-Kapelle am Rand der Straße von Bruck nach Graz. Sie ist eigentlich ein Bauwerk zur Erschließung des Mysteriums der göttlichen Dreifaltigkeit.“ Vor allem anlässlich seines 80. Geburtstages 2011 hatte Harnoncourt eine umfassende theologische, künstlerische und literarische Befassung mit der Dreifaltigkeit initiiert.

Philipp Harnoncourt, Ururenkel von Erzherzog Johann, wurde am 9. Februar 1931 in Berlin geboren, wuchs aber dann in Graz mit seinen Geschwistern auf. Nach der Priesterweihe 1954 wirkte er als Kaplan in Arnfels und Hartberg. Er blieb stets in Kontakt zu Menschen, denen er als Seelsorger begegnet war, so wie später zu seinen Schülerinnen und Schülern. Nach einigen Jahren als Sekretär von Bischof Josef Schoiswohl und weiteren Studien gründete er 1963 die Abteilung Kirchenmusik, heute an der Kunstuniversität Graz beheimatet, die er neun Jahre leitete. Er wirkte auch am Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob“ 1975 mit. Von 1972 bis zu seiner Emeritierung 1999 leitete er an der Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz das von ihm begründete „Institut für Liturgiewissenschaft, christliche Kunst und Hymnologie“; Gottesdienst war für ihn ohne Bezug zu Kunst, Musik und Gesang nicht denkbar. 1975/76 war er Dekan der Fakultät.

Prof. Peter Ebenbauer charakterisiert sein Wirken: „Philipp Harnoncourt gehörte in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu den international prägenden Liturgiewissenschaftern. Die praktische Umsetzung der Liturgiereform dieses Konzils, die theologische Reflexion des Gottesdienstes der Kirche und die Ökumene der christlichen Kirchen bildeten die Kernpunkte seiner weit über universitäre und kirchliche Kreise hinaus fruchtbaren Lehr- und Forschungstätigkeit. Sein internationaler theologischer und ökumenischer Wirkungskreis machte ihn zu einem der bekanntesten deutschsprachigen Liturgiker und Ökumeniker der nachkonziliaren Zeit. Er war ein neugieriger, forschender, kritischer, ideenreicher und zugleich kirchlich tief verwurzelter, geschichts- und traditionsbewusster Theologe, Priester und Seelsorger, der vor allem aus der Begegnung mit den Künsten und der Musik Kraft schöpfte. Wie wichtig diese Begegnung auch für die christliche Glaubenspraxis ist, wurde er nicht müde zu betonen.“

Die Beschäftigung mit den liturgischen Riten der verschiedenen Kirchen führte bei Philipp Harnoncourt zur Entdeckung, wie nahe die christlichen Kirchen einander im Glauben eigentlich sind, aber zwischen ihnen Trennwände eingebaut haben. So wurde die Ökumene zu einem seiner Herzensanliegen, für das er viele internationale Kontakte pflegte. 1987 gründete er eine eigene Grazer Sektion der Stiftung „Pro Oriente“, die den Kontakt zu den Ostkirchen fördert. 1997 wurde er an der orthodoxen theologischen Fakultät im rumänischen Sibiu mit dem Ehrendoktorat ausgezeichnet.

Harnoncourt, auch ein Meister einer ebenso kultivierten wie verständlichen Sprache, gab sein Wissen immer auch in Fortbildungskursen und Vorträgen und über das „Sonntagsbatt“ weiter, auch in die Pfarren hinein. Er leitete viele Jahre die diözesane Liturgiekommission und begründete ein „steirisches Modell“ für die Begleitung von Kirchenbauten und -renovierungen. Im Grazer Dom und mit vielen Gemeinden feierte er Liturgie, so viele Jahre lang Karwoche und Ostern in Oberzeiring oder Weihnachten in Jagerberg. Viele Jahre half er gerne in der Pfarre Graz-St. Leonhard aus. In seinen letzten Lebensjahren hatte er im Priesterheim im Annaheim Wohnung genommen. Hier kümmerte er sich auch sehr um das Miteinander der dort lebenden Priesterkollegen und blieb auch schwer Kranken und Sterbenden an der Seite.

Die Priesterpersönlichkeit Philipp Harnoncourt wird der steirischen Kirche (und nicht nur ihr) sehr fehlen. Durch seine bleibenden Initiativen und sein fröhliches Glaubenszeugnis wird er aber weiter in ihr präsent sein.

Feierabend TVThek -Den Himmel offen

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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