Bildungsreform
Bildung nach Corona

Lernen aus den Erfahrungen der Coronazeit und eine Bildungsreform angehen, die über Technologie und Wissensbildung hinaus den Menschen als soziales Wesen formt. Dazu rief Bischof Wilhelm Krautwaschl auf, der auch erinnerte, dass 250 Millionen Jugendlichen technische oder finanzielle Voraussetzungen für Bildung in der Pandemie fehlen. | Foto: Neuhold
  • Lernen aus den Erfahrungen der Coronazeit und eine Bildungsreform angehen, die über Technologie und Wissensbildung hinaus den Menschen als soziales Wesen formt. Dazu rief Bischof Wilhelm Krautwaschl auf, der auch erinnerte, dass 250 Millionen Jugendlichen technische oder finanzielle Voraussetzungen für Bildung in der Pandemie fehlen.
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Bischof Wilhelm Krautwaschl fordert umfassende Bildungsreform mit sozialen Werten.

Nicht nur von Technologie und Ausbildung, sondern noch viel mehr von sozialer Interaktion, von Werten und einem Miteinander geprägt müsse eine Bildungsreform sein, die der steirische Bischof und Bildungsreferent der Österreichischen Bischofskonferenz in einer Aussendung am 12. Mai einmahnte. Es gelte, dafür zu sorgen, „dass niemand von der Bildung ausgeschlossen ist. Denn mit einer Bildung, die die Würde des Menschen zum Inhalt hat, die neugierig macht und die zeitgemäßes Wissen vermittelt, steht oder fällt unsere Zukunft“.

Das Corona-Virus habe die Bildungs- und Ausbildungslandschaft auf den Kopf gestellt. Aus den Erfahrungen dieser Zeit gelte es zu lernen. Bei Bildung müsse es um weit mehr gehen als nur um Ausbildung, wie sie von der Wirtschaft so vehement gefordert wird. „Bildung spiegelt auch eine geistige, moralische und ästhetische Entwicklung wider, die den Menschen befähigt, als soziales Wesen, eingebettet in eine Gemeinschaft, zu deren Fortschritt beizutragen.“ Dazu brauche es das reale Miteinander und einen Wertekanon, der von Wertschätzung, Vertrauen, Toleranz, ja Nächstenliebe geprägt ist. „Als Christen sind wir zutiefst überzeugt, dass jeder Mensch Abbild Gottes ist und in ihm eine Würde grundgelegt ist, die vor jeder Leistung zählt.“

Vom Kleinkind bis zur Studentin. Konkret müsse man sich fragen, „wie wir den jungen Menschen vom Kleinkind bis zur Studentin in einer Pandemie ein (Lern-)Umfeld bieten, in dem sie sich als soziale Wesen bestmöglich entfalten können; in dem es ihnen gut geht“. Dazu gehöre mehr als nur die Technologie, um in Verbindung bleiben zu können, oder das Lösen von Aufgaben im Alleingang oder in einer überforderten Familie. Krautwaschl fordert vielmehr eine „lebensbejahende und beziehungsfördernde Bildungskultur von der Krippe über Kindergarten und Schule bis zur Universität“.

Dazu gehörten interdisziplinäre Dialoge und Kreativprozesse, „die jene Innovationen auslösen können, die unsere Wirtschaft dringend braucht“. Ebenso notwendig seien Initiativen zum Schutz der Schöpfung. Dazu gehöre vor allem aber auch eine Umgebung, in welcher der persönliche Kontakt und die gelebte soziale Interaktion möglich bleibt.

Weltweiter Bildungspakt. Im Oktober 2020 rief Papst Franziskus zu einem „weltweiten Bildungspakt“ auf. Dem müsse eine „Erziehung zur Geschwisterlichkeit“ zugrunde liegen anstatt der Konkurrenzkampf von Individuen. Es gelte, durch umfassende Bildung die Welt „menschlicher“ zu machen.

Erfahrungen

Bildung in Corona-Zeit
War Bildung bisher vom direkten Kontakt zwischen Lernenden und Lehrenden geprägt, so waren Kinder, Jugendliche und Erwachsene plötzlich nur mehr über einen Bildschirm verbunden. Die gewohnte soziale Interaktion mit Freundinnen und Freunden war auf der einen Seite ersetzt durch Distanz und Einsamkeit.
Viele kommen mit den neuen Herausforderungen gut zurecht – aber viele bleiben auf der Strecke, kämpfen mit Depres-sionen, Sorgen, Existenzängsten. Frisch inskribierte Studierende haben noch nie eine Vorlesung und die reale Universitätsatmosphäre erlebt. Schüler vermissen die Freunde im Klassenverband.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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