Romreise mit Botschaft
„Wir brauchen diese Kompetenz“

Auf Deutsch bedankte sich Papst Franziskus bei Lucia Greiner, die ihm bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz kurz über die Gespräche mit den Kurienvertreterinnen berichtete. | Foto: RB/kfbö
  • Auf Deutsch bedankte sich Papst Franziskus bei Lucia Greiner, die ihm bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz kurz über die Gespräche mit den Kurienvertreterinnen berichtete.
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Frauen aus Österreich stießen mit ihrem Thema Geschlechtergerechtigkeit im Vatikan auf offene Ohren. Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner gehörte der hochrangigen Frauen-Delegation an. Im Rupertusblatt-Interview zieht sie Bilanz über eine besondere Romreise.

RB: Was bedeutet Geschlechtergerechtigkeit?
Lucia Greiner: Gerechtigkeit baut sich in vielen verschiedenen Feldern auf, eines davon ist die Geschlechterfrage. Wer ist ermäch-tigt? Der Synodale Prozess gibt uns gerade den Platz, genau das zu besprechen. Das betonte auch Sr. Alessandra Smerilli (Sekretärin im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen). Sie meinte, sie sei von allen Kontinenten mit dem Frauenthema konfrontiert. Dabei gehe es nicht nur um Regierungsmacht, sondern darum, Anteil an Gestaltungsmacht zu bekommen.

RB: Ist die Frauenfrage also als entscheidendes Zukunftsthema der Kirche im Vatikan angekommen? Wie ist das auf Diözesanebene?
Greiner: Frauen wirken in der Kirche ja bereits in vielen Bereichen mit. Die Frage ist: Sind sie sichtbar und wie weit können sie etwas gestalten? Da hat sich auf jeden Fall etwas getan. Oftmals ist Frau nicht mehr die Erste oder Einzige. In der Diözese sind wir hier auf dem Weg. Ich sehe eine gewisse Selbstverständlichkeit und zunehmendes Bewusstsein bei Personalentscheidungen. Das umfasst zum Beispiel die Weiterbildung von Leitungspersonen. Es fällt immer häufiger auf, wenn bei personellen Wechsel oder Ausschreibungen keine Frau beteiligt ist.

RB: Als Folge auf eine Studie der Österreichischen Pastoralkommission zur Gleichstellung (2021) soll in den Diözesen bis 2028 der Anteil von Frauen in der Leitung auf ein Drittel erhöht werden. Reicht das?Greiner: Im Sinne der Mitgestaltung ist das sehr wichtig. Es geht logischerweise nicht von heute auf morgen – deshalb die sieben Jahre. Ein anderes Beispiel ist die Vorsynodale Versammlung in der Erzdiözese. Wir haben geschaut, wie viele Frauen und wie viele Männer sind beteiligt, sind Jung und Alt dabei und welche Regionen sind vertreten? Diese Vielfalt ist eine Frage der Gerechtigkeit. Relevante Gruppen und Minderheitenstimmen müssen ihren Platz bekommen, damit sie mitgestalten und mitbestimmen können.

RB: Was bewirkt hier der Synodale Prozess?
Greiner: Sr. Alessandra Smerilli meinte sehr offen zu uns: Obwohl die Frauenfrage ein Hauptthema bei der Jugendsynode und sehr präsent bei der Amazoniensynode gewesen sei, werde es keine eigene Frauensynode geben. Wenn es nun in der aktuellen Weltsynode um die Beteiligung von Menschen geht, ist das Frauenthema automatisch da. Die zentrale Frage ist: Wie wollen wir gemeinsam Kirche sein? Synodalität gibt dabei der Geschlechtergerechtigkeit und der Verantwortung von Frauen in der Kirche einen guten Platz.

RB: Was erwarten Sie von der Kurienreform? Damit können erstmals Laien, Männer wie Frauen, ganze Kurienbehörden leiten?
Greiner: Das ist ein wichtiger Schritt in der Kirche. Er bedeutet, jemand wird für den Dienst an den Menschen aufgrund von Kompetenz beauftragt. Anders ausgedrückt, weil er oder sie bestimmte Dinge kann.

RB: Muss auch das sakramentale Amt neu gedacht werden?
Greiner: Die Weihefrage war Thema bei den Gesprächen in Rom, wenngleich nicht das dominante. Vertieft haben wir es nicht. In den Dikasterien wird das Thema „Frauen in Kirche und Gesellschaft“ weiter gedacht.

RB: Sie sind seit einigen Jahren in einer Führungsposition in der Kirche. Was nehmen Sie sich aus dieser Romreise dafür mit?
Greiner: Zunächst eine persönliche Bestärkung. Wir hatten Gespräche mit Frauen unterschiedlicher Herkunft. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass eine geschlechtergerechte Kirche kein Sonderthema des deutschsprachigen Raums ist. Die Frauenfrage ist ein weltkirchliches Thema. Ich spüre den gemeinsamen Willen, Frauen ihren Platz zu verschaffen, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und das auf einer Basis, die Kompetenz heißt. Leitungspersonen in der Kirche sollen sagen: Wir brauchen diese Kompetenz. Es soll „normal“ sein, dass Frauen in jeder Ebene leitend arbeiten.

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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