Gmailkapelle in Tirol
Ein fast geheimes Gotteshaus

Geheimtipp: Die Gmailkapelle in St. Johann in Tirol. | Foto: RB/Sportalpen
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  • Geheimtipp: Die Gmailkapelle in St. Johann in Tirol.
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Hoch über Sankt Johann in Tirol, am Niederkaiser, thront eine idyllische Kapelle unter einer Felsnase. Ein besonderer Ort der Stille und Kraft.

Die Gmailkapelle wurde 1782 – vermutlich vom Kitzbüheler Baumeister Andreas Hueber – in eine kleine Felshöhle am Tiroler Niederkaiser gebaut. Vom Ort Sankt Johann in Tirol ist sie grundsätzlich gut zu sehen. Aber: Man muss sie schon kennen, um sie zu erspähen, denn sie thront sehr klein an einem Felsvorsprung.

Fußweg lohnt sich

Zu erreichen ist das außergewöhnliche Gotteshaus nur zu Fuß. Aber der meditative Gang über die Einsiedelei in Sankt Johann ist es in jedem Fall wert. „Die Stille zeichnet diesen Platz aus. Das beginnt schon, wenn man durch den Wald hinaufgeht. Ist man oben: Idylle pur. Man kommt hier schnell zur Ruhe und das tut einfach gut“, sind sich zwei Pilgerinnen einig. In der Kapelle brennen ständig Kerzen. Obwohl dieser Ort gut besucht ist, kann man hier schnell Lärm und Hektik hinter sich lassen. Es ist beeindruckend, wie sie mit dem Gestein verschmilzt. Einerseits ragt sie aus diesem heraus, andererseits wird sie von diesem geschützt.

Ort der Stille

„Ein Ort der Stille im Sturm der Zeit.“ So lautet eine Inschrift. Genauso ist es. Damals wie heute. Es ist überliefert, dass sich im Kriegsjahr 1809, als bayerische und französische Soldaten vom Pass Strub raubend und mordend das Leukental heraufzogen und das benachbarte Kirchdorf in Brand steckten, ein Teil der Sankt Johanner Bevölkerung dorthin flüchtete, um sich unter den Schutz der „Gottesmutter vom Gmail“ zu stellen. Heute fällt auf, dass die Besucherinnen und Besucher, die man bei der Gmailkapelle antrifft, oft leise sprechen oder flüstern. Auch daran merkt man, dass dieser Ort eine besondere Kraft hat und einlädt, zu verweilen, in sich zu gehen sowie den Alltag und die Zeit zu vergessen.

Kulturell bedeutsam

Unter der Patronanz der Alpenvereinssektion Wilder Kaiser und in Zusammenarbeit von Pfarre und Gemeinde wurde die Kapelle restauriert und im Jahr 2000 wieder eingeweiht. Heute finden sich im Inneren Rokokostukkaturen und erneuerte Freskenmedaillons mit den Heiligen Antonius von Padua, Aloisius, Josef und Franziskus, in der Mitte die Krönung Mariens sowie eine Marienstatue von Hans Kaltenegger aus dem Jahr 1958. Der Altarbereich wurde eindrucksvoll in den Felsen geschlagen. Dort steht heute noch – allerdings unter einem Glassturz, der vor Feuchtigkeit schützt – eine Marienstatue aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der ursprüngliche Rokokoaltarschrein befindet sich aus konservatorischen Gründen mittlerweile in der Kapelle des Altenwohnheims.Besonders ist außerdem ein „Gästebuch“, in das Pilgerinnen und Pilger ihre Bitten und Nöte, aber auch ihre Dankbarkeit oder Gebete schreiben. Einst waren in der Kapelle und am Felsen viele Votivbilder angebracht. Erhalten ist jedoch nur eines aus dem Jahr 1863.

Der Name Gmailkapelle kommt von einem ursprünglich dort angebrachten Gemälde mit einer Darstellung der Muttergottes, für das 1623 eine erste Wallfahrtskapelle errichtet wurde.
Die Jahreszahlen 1719 und 1744 am Felsen neben der Kapelle bezeichnen weitere Bauten, die wahrscheinlich aus Holz errichtet waren.

Rundwanderung

Schwierigkeit: mittel
Distanz: 6 Kilometer
Dauer: 2 Stunden
Höhenmeter: 450 Meter hinauf und 450 Meter hinunter
Höchster Punkt: 1.000 Meter
Ausgangspunkt: Parkplatz vor dem Rummlerhof im Ortsteil Hinterkaiser in Sankt Johann in Tirol

Der Weg führt über große Weideflächen, vorbei am vom Künstler Horst Pali gestalteten Kreuzweg hinauf zur Einsiedelei Maria Blut. Durch ein Waldstück geht es noch etwa 30 Minuten steil bergauf zur Gmailkapelle. Am Rückweg liegt dann die Lourdesgrotte, die zum Innehalten einlädt. Durch den Wald und vorbei an Pferdekoppeln kommen Sie zurück zur Einsiedelei und schließlich zum Parkplatz.

Daniela Pfennig

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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