75 Jahre Rupertusblatt
Die Botschaft zu den Mens chen bringen

Die Nr. 1 des 1. Jahrgangs des Kirchenblatts der Erzdiözese Salzburg, „Rupertibote“, erschienen zum Christkönigsfest, 28. Oktober 1945. | Foto: RB/Archiv
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  • Die Nr. 1 des 1. Jahrgangs des Kirchenblatts der Erzdiözese Salzburg, „Rupertibote“, erschienen zum Christkönigsfest, 28. Oktober 1945.
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Freude wecken am wahren Glauben und stolz, ein Kind der Kirche Christi, ein Sohn und eine Tochter Gottes sein zu dürfen; so hat Fürsterzbischof Andreas Rohracher in der ersten Nummer des von ihm ins Leben gerufenen Kirchenblatts der Erzdiözese Salzburg dessen Aufgabe umschrieben. Der „Rupertibote“ bekam seinen Namen vom Diözesanpatron, dem hl. Rupert, der einst nach dem Niedergang des Römerreichs den christlichen Glauben wieder in unser Land gebracht hatte. Nun sollte das „Rupertusblatt“, wie es seit 1965 heißt, nach den Zerstörungen des Dritten Reichs am Wiederaufbau der Kirche mitwirken. Dieses war jedoch nicht die erste „Kirchenzeitung“ Salzburg. Näheres über das Zeitungswesen in Salzburg mit kirchlichen Bezügen weiß der Historiker, Publizist und ehemalige Leiter des Salzburger Diözesanarchivs, Dr. Hans Spatzenegger.

Begonnen hat es mit einem der bedeutendsten Erzbischöfe, mit dem späteren Kardinal Friedrich von Schwarzenberg. Er veranlasste (und finanzierte) im Revolutionsjahr 1848 das erste und in Österreich einzige katholische Tagblatt, „staatsfrei“. Seine mitbrüderlichen Berater hätten eher „Subventionen“ an die Redakteure der anderen Blätter empfohlen. „Das ist nicht nobel und verträgt sich nicht mit meiner Gesinnung“, wählte der „liberale“ Kirchenmann das offene Visier. Als er dann auf den Prager Bischofsstuhl berufen wurde, verlor diese „Constitutionelle Zeitung“ 1851 ihre existenzielle Basis. Ihr Titel hatte auf die starke politische Orientierung hingewiesen; sie sollte aber auch dem damals „gehetzten, wehrlosen Klerus eine Verteidigung ermöglichen“.

Diese Lücke in der Medienszene suchte sein Nachfolger Fürsterzbischof Maximilian von Tarnoczy 1853 mit der „Salzburger Kirchenzeitung“ zu schließen: Für Information und Weiterbildung in erster Linie des Klerus und „zur Förderung rein kirchlicher Interessen“. Der mährische Hilfspriester Emanuel David – mit Erfahrungen aus seiner Brünner Zeit –, wollte sie zum Diözesanblatt machen. Ihre anfangs 2.000 Abnehmer konnte er jedoch nicht lange halten. Ab 1861 übernahm dann Pastoralprofessor Andreas Gaßner die Schriftleitung des (inzwischen und zeitweilig mit neuem Titel) „Salzburger Kirchenblattes“. Mit einer schärferen Tonart konnte er zunächst die Auflage steigern. Es herrschte eben Kulturkampf: „Endzeitschlachten zwischen Gut und Böse“ wurden beschworen, insbesondere gegen die freisinnige „Logen- und Lügenpresse“.

Als publizistischer Arm in dieser Zeit diente den Konservativen ab 1865 die „Salzburger Chronik“, ebenfalls von einem Diözesanpriester ins Leben gerufen.

Theologieprofessoren als Zeitungsmacher

1904 rückte der Priester Franz X. Schmitz in die Redaktionsstube der „Kirchenzeitung“ ein; mit einem Komitee zur Seite – aus den Professoren der Theologischen Fakultät, darunter auch der Moraltheologe Ignaz Seipel (später als Bundeskanzler von den gegnerischen Medien „Prälat ohne Milde“ bezeichnet). Ab 1911 glaubte ein publizistisches „Salzburger Kirchenlicht“ das Dunkel der Ultramontanen aufhellen zu müssen. Es diente sich dem „Antiklerikalen Kartell“ an, verlöschte allerdings bald wieder.

Schmitz wurde 1919 ins Parteisekretariat der Christlichsozialen beordert, wo es in der Ersten Republik ohne politisierende Priester nicht ging: Immerhin sollten es „nur die Kapläne“ sein, damit der Pfarrer „über den Parteien zu stehen vermag“, wie es die „Kirchenzeitung „ formulierte. – Ab nun aber wurde sie zum amtlichen Organ der Erzdiözese erklärt.

In diesen unruhigen 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts erregte etwa Dozent Josef Dillersberger mit einem Plädoyer für die Arbeiterpriester die Aufmerksamkeit selbst anderer Geistesrichtungen. Sein vielbeachtetes „Pfingstgebet“ 1931 (noch heute aktuell!) löste jedoch weniger den von ihm erbeteten „Zornbraus Gottes“ als die Vatikanische Zensur aus. Im zeitkritischen Diskurs fielen auch einmal Schlagworte wie „Maschinensteuer“ oder der Alttestamentler musste des Öfteren sein Fach gegen antisemitische Tendenzen verteidigen. – Kritische Stimmen zum Nationalsozialismus beschleunigten das logische Verbot im Jahre 1939. (1946 als „Österreichisches Klerusblatt“ wieder gegründet, herausgegeben von der Theologischen Fakultät.)

1931 hatte der Redakteur der „Salzburger Chronik“ (und Priester) Franz Donat mit einem monatlichen Diözesanblatt, „Der Katholik“ begonnen, mit der „modernen Idee“ (Medienwissenschafter Michael Schmolke), als Mantelblatt für diverse Pfarrblätter zu dienen; dementsprechend gab es in kürzester Zeit beträchtliche Abnehmerkontingente (etwa in Neukirchen 180, in St. Johann sogar 400 Abonnenten). Auch dieses Organ behagte naturgemäß den Nationalsozialisten nicht.

Widerstandskämpfer wird Schriftleiter des „Boten“

Nach NS-Ära und 2. Weltkrieg macht es wiederum ein Erzbischof zu seiner Sache, ein Bistumsblatt verfügbar zu haben. Erzbischof Andreas Rohracher erhielt als Herausgeber die Lizenz der amerikanischen Besatzungsbehörde am 20. Oktober 1945. Als Schriftleiter bestellte er Kanonikus Leonhard Steinwender, der als Chefredakteur der „Salzburger Chronik“ 1938 einer der ersten im Konzentrationslager war, und als Verwalter den Buchhändler Augustin Weis: Trotz des Papiermangels brachten sie den „Rupertiboten“ bereits 1947 auf die respektable Zahl von 48.700 Beziehern.

Die Nr. 1 des 1. Jahrgangs des Kirchenblatts der Erzdiözese Salzburg, „Rupertibote“, erschienen zum Christkönigsfest, 28. Oktober 1945. | Foto: RB/Archiv
Erster Schriftleiter: Leonhard Steinwender (1889–1961). | Foto: RB/Archiv
Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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