Gleichberechtigung in der Kirche
Mit dem Papst im Gespräch

Foto: Sabine Kronberger

Die erste offizielle Frauendelegation aus Österreich besuchte den Vatikan und Papst Franziskus. Pastoralamtsleiterin Gabriele Eder-Cakl war eine der Teilnehmerinnen. Was sie mit Papst Franziskus besprochen hat und wie es mit den Frauen in der Kirche weitergeht, erzählt sie im Gespräch mit der KirchenZeitung.

Sie haben zahlreiche Gespräche im Vatikan geführt und Papst Franziskus getroffen. Wie war die Stimmung während der Reise?

Gabriele Eder-Cakl: Wir wurden überall sehr gut aufgenommen. Die Frauendelegation war mit ihrem Anliegen erfolgreich. Die Diplomatinnen Doris Schmidauer (Frau des Bundespräsidenten) und Österreichs Botschafterin beim Vatikan, Franziska Honsowitz-Friessnigg, waren Türöffnerinnen für viele Gespräche. Gesprächspartnerinnen waren Frauen in Leitungspositionen im Vatikan.

Mein Eindruck war, dass die Lebenswelt der Frauen in den Dikasterien (Ministerien) wirklich gesehen wird. Deutlich wurde gesagt, dass das Thema der Rolle der Frau ein Thema der Weltkirche ist: Seit der Jugendsynode 2018 ist klar, dass die Frage der Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit ein herausragendes Thema ist, das alle Länder und Kulturen beschäftigt – nicht nur uns in Westeuropa.

Auf welchen Ebenen soll das erkennbar sein? Was war und ist Ihr Anliegen?

Eder-Cakl: Grundsätzlich ging es um die Stärkung von Frauen in Kirche und Gesellschaft. Wir haben verschiedene Aspekte betont: dass Frauen in ihrer Lebens- und Glaubenswelt wertgeschätzt, dass Frauen in Leitungsfunktionen gefördert werden und dass es ein Neudenken des Sakramentalen Amtes (z. B. Priesteramt) braucht.

Dabei haben wir aus unseren jeweiligen Diözesen erzählt, was hier bereits – auch angestoßen durch den synodalen Prozess – passiert. Für die Diözese Linz ist etwa der Zukunftsweg markant: die Mitverantwortung von Laiinnen und Laien in der Pfarrleitung, die Beauftragung zur Taufspendung und generell das große Miteinander von Laiinnen, Laien und Priestern in der Pastoral.

Im Priesterrat hat es ein Pfarrer einmal so ausgedrückt: „Die Menschen schätzen es sehr, dass die Theologin ihr Kind tauft. Diese Seelsorgerin hat einfach einen guten Zugang zum Leben der jungen Familien heute. Sie wird verstanden und lebt den Glauben mit Strahlkraft. Das kann sie besser als ich.“

Sie haben Papst Franziskus bei der Begegnung eine Ikone überreicht. Diese zeigt zwei Frauen: die Hl. Petka und Hl. Marina aus Bulgarien. Sie sind mit einer Stola dargestellt. Was war die Idee dahinter?

Eder-Cakl: Uns war es wichtig, unser Anliegen direkt an Papst Franziskus zu übergeben. Wir haben überlegt, wie wir Papst Franziskus begegnen möchten. Die mitgebrachte Ikone zeigt zwei Märtyrerinnen aus der frühen Zeit der Kirche, sie sind priesterlich dargestellt. Durch die Ikone scheint das Göttliche.

Die Ikone ist zum einen eine spirituelle Botschaft, zum anderen knüpft sie auch an die Tradition der frühen Kirche an. Auf die Hinterseite der Ikone haben wir einen Brief geklebt – mit unseren Statements. Bei der Übergabe habe ich ihm all das erzählt. Er hat sehr interessiert zugehört, wir haben uns auf Deutsch unterhalten. „Es ist schön, dass ihr da seid!“, drückte er mit „Daumen hoch“ aus. Er hat uns mehrmals die Hand geschüttelt. Es war eine sehr herzliche Begegnung.

Warum ist die Frage nach der Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche auch für die Gesellschaft ein Thema?

Eder-Cakl: Der Einsatz für Gerechtigkeit ist heute immer auch der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit. Wenn die Kirche vor der Geschichte und der Gesellschaft nicht das Gesicht verlieren will, dann braucht es jetzt Veränderung.

Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen der Kirche ist ein Zeichen der Zeit. Die Kirche in der ganzen Welt wird zu einem Großteil vom Engagement der Frauen getragen. Wenn sie auch in Zukunft Teil des pilgernden Gottesvolkes sein sollen, dann ist jetzt Zeit für Veränderung.

Was sagen Sie jenen, die meinen, das komme alles viel zu spät? – Und wie wird es weitergehen?

Eder-Cakl: Ich bin eine unverbesserliche Optimistin. Wir gestalten die Kirche gemeinsam – Schritt für Schritt. Das heißt, wir müssen gemeinsam weitergehen im konkreten kirchlichen Alltag und auf der kirchenpolitischen Ebene.

Auch mir geht es manchmal zu langsam, aber wir müssen unseren Anliegen Nachdruck verleihen. Solche Gespräche und Treffen wie in Rom sind enorm wichtig. Auch in der Katholischen Frauenbewegung wird hier weitergearbeitet. Was die Rompilgerin Margit Schmidinger und andere Gruppen an der Basis angeregt haben, zieht sehr wohl Kreise.

In der kommenden Bischofskonferenz wird am synodalen Weg weitergearbeitet. Dazu werden Wolfgang Froschauer (Vorsitzender des Pastoralrats) und ich im Juni dabei sein. Ich habe den Eindruck, dass sich in dieser Frage in Rom und weltweit wirklich etwas bewegt: Am Thema Frau und Kirche kommen wir nicht mehr vorbei.

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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