Einst wie heute: Gesund mit Kneipp

Das „Wassertreten" ist die bekannteste Kneipp-Anwendung. Sie stabilisiert Herz und Kreislauf und stärkt das Immunsystem. | Foto: Jaeckle/Kneipp-Bund
  • Das „Wassertreten" ist die bekannteste Kneipp-Anwendung. Sie stabilisiert Herz und Kreislauf und stärkt das Immunsystem.
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Seit Oktober 2020 steht das Kneippen auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Sebastian Kneipp ist neben Hildegard von Bingen einer der bekanntesten Vertreter der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM). Die TEM wird zur Vorsorge sowie Heilung/Linderung vielfältiger Beschwerden genutzt. Die fünf Kneipp-Säulen Hydrotherapie (Wasserheilkunde), Phytotherapie (Heilpflanzen), Ernährung, Bewegung und Lebensordnung wirken stärkend und erneuernd auf den gesamten Organismus. Die Curhäuser der Marienschwestern, Bad Kreuzen und Bad Mühllacken, blicken auf ihre Kneipp-Tradition seit 1911 zurück, seit 2012 liegt ihr Schwerpunkt auf TEM. „Bei einer Kneippkur ist es die Kunst des Kneipp-Arztes, den richtigen Impuls zu setzen, den der Mensch in der aktuellen Situation braucht“, sagt Michaela Lehmann, Kneipp- und TEM-Ärztin sowie Allgemeinmedizinerin im Curhaus Bad Kreuzen.

Kneipp für daheim
Für alle, die bei Alltagsbeschwerden in die Hydrotherapie hineinschnuppern möchten, nachfolgend einige Beispiele zum Ausprobieren daheim.


Wassertreten, Tautreten, Schneelaufen

Die bekannteste aller Anwendungen stabilisiert Herz und Kreislauf, stärkt das Immunsystem und wirkt abends schlaffördernd. Durchführung: 30 bis 40 Schritte im Storchengang durch das Wasser gehen (Badewanne, Kübel, Bach), danach Wasser abstreifen, bewegen, bis die Beine wieder warm sind, Socken anziehen. Wichtig: Die Beine müssen vor der Anwendung warm sein. Alternative dazu ist das „Taulaufen“: fünf Minuten durch den taufrischen Garten laufen oder im Winter durch den frischen Schnee.

Kaltes Armbad
Wer zwischendurch einen Energieschub braucht oder wem im Sommer sehr heiß ist, kann ein erfrischendes Armbad nehmen. Weil es erquickend wie ein Kaffee wirkt, heißt die Anwendung auch „Kneipp‘sche Kaffeetasse“. Sie regt an, aber nicht auf, verbessert Stoffwechsel und Durchblutung. Was ist zu tun? – Das Waschbecken mit kaltem Wasser füllen, erst den rechten, dann den linken Arm so weit wie möglich eintauchen, 20 bis 40 Sekunden im Wasser bleiben, anschließend Arme aus dem Wasser nehmen, abstreifen und bewegen bis sie wieder warm sind. Wichtig: Bei erhöhtem Blutdruck und Rheuma nicht anwenden.

Kalter Knieguss
„Der Knieguss schickt dem Herzen einen Gruß“, heißt es. Er stärkt unseren Lebensmotor, wirkt abhärtend, durchblutungsfördernd, gegen Kopfschmerzen, tagsüber erfrischend und abends schlaffördernd. Durchführung: Man beginnt beim rechten Kleinzeh, führt den Wasserstrahl außen am Unterschenkel hoch, eine Handbreite über der Kniekehle etwa fünf Sekunden verweilen, das Wasser soll sich wie ein Mantel um das Bein legen, über die Innenseite des Beines wieder abwärts bis zur Ferse gießen, dasselbe beim linken Bein. Zum Schluss die rechte und linke Fußsohle mit kaltem Wasser begießen. Wichtig: auf sofortige Wiedererwärmung achten.

Ansteigendes Fußbad
Als Erste Hilfe durchgeführt, kann es eine anziehende Erkältung eventuell abfangen. Es wärmt, fördert die Durchblutung, hilft bei leichter Blutdruckerhöhung und Harnwegsinfekten. So geht´s: Eine Wanne mit warmem Wasser füllen (36 °C), beide Füße hineingeben, immer wieder heißes Wasser zulaufen lassen bis eine Temperatur von etwa 40 °C bis 42 °C erreicht ist, fünf Minuten bei der höchsten Temperatur verweilen. Die Anwendung dauert 15 Minuten, anschließend abtrocknen und mindestens eine halbe Stunde ins Bett legen. Wichtig: Bei Krampfadern und Venenproblemen nicht anwenden.

Leberwickel
Dieser Wohlfühl-Wickel tut gut, weil er unser Entgiftungsorgan unterstützt, stärkt und auch abends beim Einschlafen hilft. Folgendes ist zu tun: Man richte sich Wärmflasche, ein Handtuch und ein Badetuch. Das Badetuch auf dem Bett ausbreiten, den Mittelteil des Handtuches in warmes Wasser eintauchen und gut auswinden. Wärmflasche in das Handtuch einpacken und die feuchte Seite auf den rechten Oberbauch legen, das Badetuch um den Körper wickeln, gut zudecken und mindestens 30 bis 60 Minuten ruhen. Tipp: Besonders wohltuend nach üppigen Mahlzeiten oder ausgedehnten Spaziergängen.

Nasse Socke
Nach einem stressigen Tag zum Runterkommen oder um zappelige Kinder zu beruhigen, ist die nasse Socke eine Wohltat. Sie wirkt schlaffördernd, blutdrucksenkend, entzündungshemmend und beruhigend. Bei Fieber eignet sie sich bestens als Wiederholungswickel zur Fiebersenkung. Die Durchführung geht wie folgt: Baumwollsocken in kaltes Wasser eintauchen, auswringen und anziehen, trockene Wollstrümpfe darüber ziehen, gut zudecken. Man kann die Socken ausziehen, wenn sie nicht mehr als angenehm empfunden werden (5 bis 20 Minuten). Wichtig: Die Füße müssen vor der Anwendung warm sein.
Mehr Infos: www.curhaus.at

Biografie
Sebastian Kneipp (1821–1897)
Am 17. Mai 1821 wird Sebastian Kneipp in Stephansried bei Ottobeuren geboren. Die Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen, der Vater ist Weber. Im Herbst 1844 tritt Sebastian in das Gymnasium in Dillingen an der Donau ein. Die Priesterweihe erhält er im August 1852 im Hohen Dom zu Augsburg und feiert am 24. August sein erstes heiliges Messopfer. Im Mai 1855 kommt er nach Wörishofen, wo er mehr als 40 Jahre lang wirken wird. Neben der geistlichen Tätigkeit und der bäuerlichen Arbeit möchte Sebastian Kneipp Kranken helfen und Gesunde vor Krankheiten schützen. Er forscht zur Heilkraft des Wassers, über die Wirkung von Pflanzen und zum Zusammenspiel von Ernährung und Bewegung. Im April 1881 wird er Pfarrer von Wörishofen. Er schreibt zahlreiche Bücher und hält Vorträge in ganz Europa. Eine seiner letzten Reisen führt in nach Rom, wo er von Papst Leo XIII. den Titel Monsignore bekommt. Im Alter von 76 Jahren stirbt Sebastian Kneipp, am 17. Juni 1897.

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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