Unsere Sommerserie
Hundert Heilige aus Österreich

Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger mit Besucherinnen im Stift Geras. Dort wirkte der selige Jakob Kern. Sein Grab wurde sändig besucht und gab den Anstoß für seine Seligsprechung. Im Hintergrund sieht man das Gästehaus des Stiftes, das nach Jakob Kern benannt wurde.  | Foto: Stift Geras
  • Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger mit Besucherinnen im Stift Geras. Dort wirkte der selige Jakob Kern. Sein Grab wurde sändig besucht und gab den Anstoß für seine Seligsprechung. Im Hintergrund sieht man das Gästehaus des Stiftes, das nach Jakob Kern benannt wurde.
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Wer in Österreich eine Seligen-/Heiligenrundfahrt machen möchte, wird in jedem Bundesland und in jeder Epoche der 2.000-jährigen Geschichte der Kirche fündig. An die 100 Heilige und Selige mit Österreich-Bezug sind bekannt.

Beginnen wir unseren Streifzug im westlichs­ten Bundesland, in Vorarlberg. Im Bregenzerwald hat das Geschwisterpaar Merbod von Bregenz und Ilga von Schwar­zenberg aus dem 12. Jahrhundert Spuren hinterlassen: Merbod war zunächst Mönch im Kloster Mehrerau und später Einsiedler. Sein Grab ist in einer Kapelle in Alberschwende. Seine Schwester Ilga, die ebenfalls das Leben einer Einsiedlerin wählte, soll bei ihrem Abschied so geweint haben, dass aus ihren Tränen eine bis heute sprudelnde Quelle entsprang (die Ilga-Quelle). Ihr Grab ist in der Kirche Schwarzenberg.

Wer gerne wandert, findet auch im Montafon etwas ganz Besonderes: Auf dem Kreuz­joch steht ein Gipfelkreuz, das ein Seliger „entworfen“ hat. Carl Lampert (1894–1944) aus Göfis war als Stellvertreter des Bischofs der ranghöchste österreichische Priester, der von den Nazis hingerichtet wurde, weil er öffentlich das Regime kritisierte. Im Gefängnis formte er aus Draht ein Kreuz, das ihn überlebt hat.

Für ihren Sichelwurf bekannt

Über die Grenze geht es in die Diözese Innsbruck und zu einer Frau, die die einzige Heilige des Mittelalters ist, die weder Nonne noch Adelige war: Notburga von Rattenberg (um 1265–1313). Sie arbeitete sich von der Dienstmagd zur Wirtschafterin hoch und hat sich für geregelte Arbeitszeiten eingesetzt. Sie soll sich trotz eines drohenden Gewitters geweigert haben, weiter Getreide zu ernten, da sie ihrem Recht auf das Abendgebet in der Kirche nachkommen wollte. Sie warf ihre Sichel in die Luft, und dort blieb diese, bis sie vom Gebet zurückkam. Ihr Grab in der Notburgakirche in Eben am Achensee könnte gruselig wirken, denn Notburgas Skelett ist oberhalb des Hochaltars in prachtvollem Gewand ausgestellt. Weniger gruselig ist der Besuch der Ruine Rottenburg, wo die Heilige gelebt hat.

Von Tirol geht es weiter nach Südtirol. In Oies in Badia kann man das Geburtshaus jenes Mannes besichtigen, der noch vor dem Zerfall des Habsburgerreiches lebte und daher als letzter heiliggesprochener Österreicher bezeichnet werden kann: Josef Frein­a­demetz (1852–1908). Dabei hat er sich selbst lieber als Chinesen bezeichnet. Mit 27 Jahren verließ der Steyler Missionar die Heimat und widmete sein Leben fortan ganz der Mission in China. 2003 wurde er heiliggesprochen.

Kärntens Landesmutter Hemma

Wieder zurück in Österreich führt die Route nach Kärnten. Dieses Bundesland verdankt viel einer der mächtigsten Frauen ihrer Zeit, Hemma von Gurk (980–1045). Sie ist Schutzpatronin Kärntens. Als Witwe regierte sie weite Teile Kärntens, der Steiermark, Friauls und Sloweniens. Ihre primäre Sorge galt allerdings nicht dem Machterhalt, sondern ihren Untertanen. Ihr Vermögen diente später als Grundlage zur Errichtung der Diözese Gurk-Klagenfurt, weshalb man Hemma als Landesmutter bezeichnen kann. Ihre Reliquien ruhen in der Krypta des Gurker Doms. In Friesach befinden sich Reste einer Burg, die für das Geburtshaus Hemmas gehalten wird.

Weiter gen Osten erreicht man die Steiermark. Im prächtigen Stift Admont war die Wirkstätte von Abt Engelbert (1250 – 1331). Speziell die Bibliothek hatte es ihm angetan, denn er gilt als einer der gebildetsten Äbte des Mittelalters. Unter anderem hat er das einzige in Österreich geschriebene musiktheoretische Traktat des Mittelalters verfasst, das Lehr- und Methodikbuch „De Musica“. Man bezeichnet Engelbert daher auch als Musikwissenschafter.

Fürstlicher Experte für den grauen Star

Von der Steiermark gelangt man ins Burgenland. Seit 2003 hat das jüngste Bundesland Österreichs einen Seligen, nämlich Ladislaus Batthyány-Strattmann (1870–1931). In der Basilika Güssing befindet sich sein Grab. Batthyány-Strattmann war Fürst und Arzt. Er errichtete in Kittsee und Körmend Krankenhäuser, wo er Arme gratis behandelte. Fachlich machte er sich einen Namen als
Experte für die Behandlung des grauen Stars. Über ihn wird im Rahmen der Sommerserie noch ausführlich erzählt werden.

Niederösterreich ist Heimat des österreichischen Landespatrons Markgraf Leopold III. (1073–1136), der im von ihm gegründeten Stift Klosterneuburg ruht und jährlich beim Leopoldi-Markt am 15. November gefeiert wird. Weiter nördlich, im Stift Geras, wird ein noch recht frischer Seliger verehrt: Jakob Kern (1897–1924). Geboren in Wien, trat er
1920 ins Prämonstratenserstift im Waldviertel ein. Nur vier Jahre später erlag er den Folgen einer Kriegsverletzung. Dass sein Grab ständig besucht wurde, gab den Anstoß zu seiner Seligsprechung 1998. Heute ruht Kern in der Stiftskirche.

Die erste christlich-soziale Abgeordnete

Weiter geht es nach Wien. Im Stephansdom wurde 2012 zum ersten Mal in eine Selig­sprechung vorgenommen, nämlich jene von Hildegard Burjan (1883–1933). Aus Schlesien stammend, zog die promovierte Philosophin 1909 mit ihrem Mann nach Wien. Die soziale Not, vor allem der Frauen, spornte sie an, zu helfen. Sie ging sogar kurz in die Politik, als erste christlich-soziale Abgeordnete im Parlament. Ihr größtes Werk war die Gründung des Ordens der Caritas Socialis. Burjan liegt in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof begraben.

Durch Niederösterreich gelangt man westwärts nach Oberösterreich und stößt unweigerlich auf den ersten Heiligen, der auf österreichischem Gebiet gelebt hat und daher Landespatron ist: Florian († 304). Er wurde in der Enns ertränkt, weil er sich zur Zeit der Christenverfolgung für das Leben von 40 Menschen einsetzte. Das Stift St. Florian soll über seinem Grab stehen.

Ihr Onkel holte sie auf den Nonnberg

Die Heiligentour durch Österreich findet ihren Abschluss in Salzburg bei der Landespatronin Erentrudis (um 663–718). Ihr Onkel Rupert, der erste Bischof von Salzburg, holte sie 712 aus Worms nach Salzburg, um das von ihm gegründete Frauenkloster am Nonnberg zu leiten. Erentrudis fungierte als Lehrerin, Sozialarbeiterin und Krankenpflegerin. Ihr Kloster ist bis heute das älteste durchgehend bestehende Frauenkloster nördlich der Alpen. Hier ist sie auch begraben.

Autor:

Bernadette Spitzer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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