Arbeiterpriester Franz Sieder
Leidenschaftlich rot unterwegs

Franz Sieder | Foto: Wolfgang Zarl

Er gehört in Amstetten fast zum Straßenbild: Franz Sieder und seine rote Vespa. Der langjährige Betriebsseelsorger flitzt leidenschaftlich gerne mit seinem Moped zu seinen Terminen – wie schon in jungen Jahren. Für längere Strecken wie etwa nach St. Pölten oder Wien benutzt er zwar Auto oder Bahn, aber in Amstetten und Umgebung fährt er am liebsten auf zwei Rädern. „Da habe ich dann keine Parkplatz-not und bin flexibler und schneller“, sagt der 83-jährige gebürtige Ober-Grafendorfer, der vor vier Jahren als Betriebsseelsorger in Pension gegangen ist. Als Priester hilft er noch oftmals in verschiedenen Pfarren und bei der Krankenhausseelsorge aus oder begleitet die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB). Er habe, so Franz Sieder, trotz seines Ruhestandes noch immer viel Energie. Geprägt und inspiriert haben den Amstettner die Katholische Arbeiterjugend (KAJ), die Pioniere der französischen Arbeiterseelsorge sowie die Befreiungstheologie.

Franz Sieder hat über 17 Jahre am Amstettner Bahnhof Plakatbotschaften in einem Schaukasten veröffentlicht. Sein jüngst erschienenes Buch „Provokant – aber meine christliche Überzeugung“ lässt viele dieser Plakatbotschaften lebendig werden. Dazu kommen einige der von Sieder über die Jahre in lokalen Medien publizierten Kolumnen, die ein authentisches Bild des Betriebsseel-sorgers vermitteln sollen.

Viele kennen und schätzen Sieders Einsatz für Gerechtigkeit, für Schwächere, für Frieden und für die Versöhnung zwischen Kirche und Arbeiterschaft. Der „Pax Christi“-Vertreter sagt, er verstehe sein Handeln als Dienst am Evangelium. Manchen gilt er als „streitbar“ und – wie es das Buch beschreibt – als „provozierend“. Auch die Diözesanbischöfe hätten ihn früher „eher geduldet als gewollt, aber gewähren lassen“. Gerade Gewerkschafter hätten respektiert, dass ein „Außenseiter mit linken Positionen“ – wie er selber sagt – einen Platz in der Kirche hat. Da man ihn wirken ließ, seien manche nicht aus der Kirche ausgetreten, erzählt der Priester. Noch immer wirbt er in Sozial­demokratie, Arbeiterschaft und Kirche um gegenseitiges Verständnis. „Rot ist eben meine Lieblingsfarbe“, lacht Sieder. Nicht nur bei der Vespa.

„Mein Hobby“ ist eine Reihe von Kirche bunt, in der außergewöhnliche Talente und interessante Hobbys von kirchlichen Persönlichkeiten vorgestellt werden.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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