Serie zu Kapellen, Materln, Kreuzen
Bildfelber-Säule erinnert an schreckliche Nöte

Pfarrer Franz Hell und Gab­riele Meiseneder. | Foto: zVg

St. Margarethen. Laut einer Legende wurde im Jahr 1683 die flüchtende Bevölkerung bei der kleinen Hahnlkreuz-Kapelle von den Türken entdeckt. Der Pfarrer von St. Margarethen an der Sierning, Kaspar Merz, wurde von dort, an einen Pferdeschwanz gebunden, von den türkischen Eroberern zu Tode geschleift.

An dieser Stelle wurde später eine Bildfelber, ein Baum mit einem Marienbild, errichtet und erinnerte an dieses schreckliche Ereignis. Diese Weide wurde lange durch einen Eisenreifen zusammengehalten, bis sie wegen des morschen Zustandes zusammenbrach und 1962 durch einen neuen Bildstock ersetzt wurde, allerdings einige Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Bildfelber-Säule wurde in
ihrer jetzigen Form als Bildstock 1962 geweiht.

Das christliche Zeugnis steht unscheinbar in der Landschaft, aber vielen ist es gut bekannt. Ältere Bewohner erinnern sich noch: Wenn die Menschen sonntags zu Fuß, meist mit Geplauder in kleineren Gruppen aus der Ortschaft Rammersdorf nach St. Margarethen in die Pfarrkirche zur Messe gingen, kamen sie an dem Bild vorbei. Wie damals üblich, wenn man an einer Kapelle oder einem Bilderbaum vorbeikam, bekreuzigten sich die Gläubigen. So auch die vielen Arbeiter, die frühmorgens mit dem Zug zur Arbeit fuhren und auf dem Weg zur Haltestelle Rammersdorf an der Bildfelber-Säule vorbeieilten.

Die Reliefs an den drei Seiten regen zum Nachdenken an: Erstens erinnert die Gottesmutter mit dem Jesuskind an die Befreiung von den Türken 1683 und verweist auf die Fürbitte Marias als Schutzfrau Österreichs und Königin des Friedens. Weiters ruft der „Heilandskopf mit der Dornenkrone“ den Schrecken des Zweiten Weltkrieges in Erinnerung – aufgrund eines nahen Flughafens wurde die Gegend stark bombardiert. Und drittens mahnt das Bild des heiligen Christophorus zur Vorsicht und Rücksicht im Straßenverkehr, da die Bildfelber-Säule an der stark befahrenen Bundesstraße 29 liegt. Die drei in Sandstein gemeißelten Bilder haben somit eine starke Aussagekraft.

Bei der Firmvorbereitung zeigt und erklärt Gabriele Meiseneder den jungen Menschen die Geschichte von St. Margarethen und die Ereignisse rund um die Bildfelber-Säule. Damit werden altehrwürdige christliche Erzählungen gut tradiert.

„Kapellen – Marterl – Kreuze“ ist eine Kirche bunt-Reihe, in der Geschichten von Kleindenkmälern vorgestellt werden.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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