75. Geburtstag des Jesuiten-Paters, der auch in der Diözese St. Pölten sehr bekannt ist
P. Sporschill: „Wo werde ich gebraucht?“

Im Dezember 2019 besuchte „Kirche bunt“ Pater Georg Sporschill in Rumänien. Das Bild zeigt den Priester (3. v. l.) beim Feiern eines Gottesdienstes in einer Hauskapelle mit Roma-Kindern.  | Foto: Wolfgang Zarl
  • Im Dezember 2019 besuchte „Kirche bunt“ Pater Georg Sporschill in Rumänien. Das Bild zeigt den Priester (3. v. l.) beim Feiern eines Gottesdienstes in einer Hauskapelle mit Roma-Kindern.
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Der über die Grenzen Österreichs hinaus bekannte Jesuit Georg Sporschill feierte am 26. Juli seinen 75. Geburtstag. Seit zehn Jahren ist der frühere Gründer des Hilfswerks „Concordia“ im Rahmen der Initiative „elijah“ in Roma-Dörfern in Rumänien tätig. Vielfache Unterstützung bekommen seine Initiativen auch von österreichischen Spendern.

Eine Frucht von P. Sporschills Wirken ist der Einsatz von Stift Melk für Saniob in Rumänien. Der Melker Abt Georg Wilfinger berichtet: „Ich kenne P. Sporschill sehr gut. Wir schätzen seine Arbeit sehr, es steckt viel Idealismus und Engagement dahinter.“ Das Melker Projekt für Saniob fördert ähnlich, nach Sporschills Vorbild, Straßen- und Romakinder, die keine Eltern haben und Hilfe brauchen; sie werden mit Essen, Kleidung, Wohnung, Sozialarbeitern und Psychologen unterstützt. Abt Georg: „Ich bin einmal im Monat vor Ort; laufend gehen Großtransporte mit gesammelten Gütern nach Saniob; auch Arbeitseinsätze finden statt. „Wir wünschen P. Sporschill alles Gute und Gottes Segen, weiterhin Ausdauer und Kraft.“

Beeindruckendes Wirken

Sporschill wurde 1946 in Feldkirch in Vorarlberg als fünftes von neun Geschwistern geboren. Nach der Matura studierte er in Innsbruck und Paris Theologie, Pädagogik und Psychologie. Anschließend arbeitete er als Referent in der Erwachsenenbildung für die Vorarlberger Landesregierung. Erst im Alter von 30 Jahren trat Sporschill in den Jesuiten­orden ein und empfing zwei Jahre später die Priesterweihe.

Als junger Kaplan in Wien-Lainz widmete sich Sporschill vor allem Jugendlichen, ab 1980 verstärkt solchen mit Problemen wie Drogensucht, Obdachlosigkeit und Straffälligkeit. Er gründete ein Jugendhaus der Caritas und drei weitere Obdachlosenhäuser, schickte den „Canisibus“ mit Suppe zu Betroffenen und eröffnete das Wiener Innenstadtlokal „Inigo“, das Langzeitarbeitslosen bis heute erfolgreich Arbeit und Selbstbewusstsein gibt. Gerade die Schwierigen seien ihm oft ans Herz gewachsen.

1991 ging P. Sporschill im Auftrag seines Ordens zu den Straßenkindern von Bukarest. Was als Einsatz für sechs Monate gedacht war, wurde ihm zur Lebensaufgabe: Zusammen mit Ruth Zenkert gründete er die Concordia-Sozialprojekte und bot tausenden Kindern von den Straßen und Kanälen der rumänischen Hauptstadt eine neue Perspektive. Für sie entstanden ein Sozialzentrum, Kinder- und Jugendhäuser sowie Lehrwerkstätten und Berufsschulen.

2004 wurden die Concordia-Aktivitäten auf die angrenzende Republik Moldau ausgeweitet. Auch hier setzte sich Sporschill für Waisenkinder und verwahrloste Jugendliche ein. Doch auch alte Menschen kamen in den Genuss des geknüpften Concordia-Netzes von Suppenkü­chen und Sozialzentren. 2008 folgte mit Bulgarien der nächste Balkanstaat, in dem der Pries­ter sich für bedürftige Kinder, Jugendliche und Familien engagierte. Die kleine Initiative wuchs zu einem Werk mit 600 Mitarbeitern.

Zu seinem 65. Geburtstag zog sich Sporschill 2011 aus dem Concordia-Vorstand zurück. Er folgte Ruth Zenkert, die ebenfalls neue Wege gegangen war und in Siebenbürgen „elijah“ gegründet hatte. Sein Ziel vor zehn Jahren sei gewesen, „in das Milieu zu gehen, wo die Straßenkinder herkommen – zu den überforderten und verwahrlosten Roma-Familien“. Die Roma seien oft tiefreligiös. Pater Sporschill: „Religion wird in Rumänien wieder ein Thema, und die Lehrer in dem Fach sind die Roma.“

Die Roma-Hilfe, die nach dem biblischen Propheten Elijah benannt wurde, arbeitet in den sechs rumänischen Dörfern Hosman, Nou, Tichindeal, Nocrich, Marpod – wo Sporschill heute auch wohnt – und Casol, sowie in der Großstadt Sibiu/Hermannstadt. Die „elijah“-Projekte umfassen eine Landwirtschaft, eine Gärtnerei oder Werkstätten. Es gibt Berufsausbildungen, Musikschulen, Tagesschulen und ein Internat für Roma-Kinder. Immer wieder unterstützen jugendliche Volontäre aus Österreich die „elijah“-Projekte.

„Ich habe mir damals gedacht: Jetzt bin ich in einem Alter, in dem ich mir leisten kann, etwas Verrücktes zu machen“, erinnert sich der Ordensmann an seinen Entschluss vor zehn Jahren. Wobei ihm „die Neugier immer geholfen“ habe. Er sei „froh, mitmachen zu können“, sagt Sporschill. Es habe Erfolge und Misserfolge gegeben, und er habe auch vieles von den Roma gelernt. Er werde „wirklich jeden Tag geistig-geistlich durchgewalkt“. Die Leitfrage seines Lebens sei für ihn: „Wo werde ich gebraucht, wo ist die Not am größten?“ Und das werde auch in Zukunft so sein.

„Niemand hat mich mehr zum Beten gebracht als die Obdachlosen, die Straßenkinder, die Roma.“ Sie hätten Gottnähe, „warum weiß ich nicht“. Es gelte Jesu Wort: „Du hast es den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart.“ Was in der Randgruppen-Arbeit spürbar werde, sei, „dass Gott auch dem letzten Loser noch eine Chance gibt“.

Informationen zum Roma-Hilfswerk „elijah“: www.elijah.ro; Spendenkonto: Verein Elijah, IBAN: AT66 1630 0001 3019 8724.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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