"Ich will ein Brückenbauer sein"
Rappender Franziskaner-Priester Sandesh Manuel

Foto: zVg

Kirchenmusik einmal ganz anders: Kirche bunt hat mit dem rappenden Franziskanermönch Pater Sandesh Manuel OFM über die Kirche, seine Musik und die Botschaft, die er verbreiten möchte, gesprochen.

Viele Jugendliche kennen dich von YouTube-Videos. Welche Verbindungen hast du zur Diözese St. Pölten?
P. Sandesh Manuel: Manche kennen mich vielleicht von Konzerten in der St. Pöltner Franziskanerkirche. Ich bin aber immer wieder auch im Tullnerfeld, um als Priester auszuhelfen – etwa in der Pfarre Ollern. Dort gab es früher eine franziskanische Klosterkirche, der Geist des heiligen Franz von Assisi ist dort also noch gut wahrnehmbar. Ich habe zuletzt Musik für die verschiedenen Bundesländer gemacht. Für ein Niederösterreich-Lied suche ich noch einen Texter!
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Dein Musikstil ist für einen Priester doch ungewöhnlich. Wie reagieren die Menschen?
P. Sandesh Manuel: Viele sagen mir, sie lieben es, wenn etwa bei der Hochzeit der Priester singt. Ich spüre oft noch immer eine große Differenz zwischen Priestern und Volk, da will ich eine Brücke sein. Das Verbindende ist mir überhaupt sehr wichtig, gerade weil ich eine andere Hautfarbe habe und aus einer anderen Kultur stamme. Mit meiner Musik komme ich in Kontakt mit vielen Menschen. Manche sagen mir: Wenn sie traurig sind und meine Musik hören, dann bereitet ihnen das Freude.

Ich habe gehört, du wirst als „Sinnfluencer“ bezeichnet. Was hat es damit auf sich?
P. Sandesh Manuel: Ja, ich bin sehr präsent auf den Sozialen Netzwerken wie YouTube oder Instagram – quasi als Influencer. Aber mir ist es viel wichtiger, ein „Sinnfluencer“ zu sein. Ich möchte den Menschen sagen, dass es wichtig ist, sich zu entwickeln und das will ich teilen. Ich sage Jugendlichen auch, dass ich Priester und Mensch bin – aber kein Engel. Ich trinke gerne Bier und lache gern. Vor allem möchte ich vermitteln, dass ich Freude am Glauben habe. Glaube soll Freude machen. Diese Freude soll nicht oberflächlich sein und Jugendliche sollen auch mit Freude in die Kirche gehen.

Welche Botschaft möchtest du den Menschen vermitteln?
P. Sandesh Manuel: Ich träume davon, dass alle Menschen in Frieden leben und gemeinsam gut zusammenleben. Da möchte ich ein Brückenbauer sein. Mir ist es auch wichtig, armen Menschen zu helfen. Jeder Mensch, jeder Jugendliche kann seine Talente nutzen, um Gutes zu tun.

Ist Franz von Assisi ein Vorbild für dich?
P. Sandesh Manuel: Ja, natürlich. Sein Wirken ist gültig für jedes Jahrhundert! Er vermittelt uns inneren Frieden, Freude am Leben und Leben im Minimalismus. Der heilige Franziskus hat Frieden gestiftet, etwa durch sein legendäres Treffen mit dem Sultan. Franz von Assisi ist aber auch der Patron der Umwelt und ein Anwalt der Menschenwürde.

Kannst du uns da ein Beispiel geben?
P. Sandesh Manuel: Franz von Assisi hat mit vielen Geschichten Botschaften vermittelt. So gab es die Geschichte, dass einst drei Räuber, die hungrig waren, in ein Kloster kamen. Sie wollten etwas stehlen, aber der Guardian (Klostervorsteher) hat sie vertrieben. Doch Franziskus lief ihnen nach und rief ihnen zu: „Brüder Räuber!“ Er hat in diesen Hungrigen also nicht zuerst Räuber, sondern Menschen gesehen. Das hat sie überrascht. Man sagt, einer von ihnen trat dann sogar in den Franziskanerorden ein.

Als Franziskaner bist du auch inspiriert von der Bescheidenheit des Franziskus.
P. Sandesh Manuel: Der heilige Franz von Assisi ist bekannt für Armut. Er hatte nichts, war aber der Reichste. Wir wollen heute oft alles haben, werden aber immer ärmer. Ich wünsche mir, dass die Menschen ihn, der oft auch als zweiter Christus – auch wegen seiner Stigmaisierugen – bezeichnet wird, kennenlernen. Seine einfachen Botschaften waren oft verständlicher als die große Theologie.

Wie können wir heute Jugendlichen das Evangelium verkünden?
P. Sandesh Manuel: Ein Franziskaner namens Leo hat dazu ermutigt, zu lächeln, denn Lächeln ist unsere Bibel. Nicht jeder mag meine Musik oder Art, ich habe auch schon negative Reaktionen erfahren. Manche sind auch unwissend und fragen mich aufgrund meiner Ordenstracht: Wo haben Sie dieses Kleid gekauft? Ich mache nichts „Radikales“, aber ich sage: Die Kirche muss sich öffnen. Viele Menschen sind heute auf der Suche, gerade auch aufgrund von Leiderfahrungen. Und ich möchte meinen Glauben und meine Freude daran teilen.

Zur Person

Pater Sandesh Manuel OFM wuchs in der indischen Stadt Bengaluru auf, trat im Alter von 17 Jahren in den Franziskanerorden ein, lebt seit einigen Jahren in Österreich und wirkt jetzt in Wien. Mit seiner Musik (von Pop bis zum Rapp) möchte er Menschen von der Frohen Botschaft überzeugen. Seit einigen Jahren ist P. Sandesh Manuel deshalb YouTuber. Seinen Kanal findet ihr hier: shorturl.at/fBMOP, seine Homepage: de.sandeshmanuel.com. Natürlich ist er auch auf Instagram, Facebook und TikTok zu finden. Vor einigen Wochen war P. Manuel übrigens Gast beim katholischen Podcast „Wer glaubt, wird selig“. Nachzuhören hier: apple.co/3tJUZOI.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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