Evangelienkommentar von Waltraud Kraus-Gallob zu Mt 3, 13-17
Eine stürmische Taufe

Als Kind habe ich mir die Geschichte meiner Taufe oft erzählen lassen. Stürmisch sei es gewesen damals, als meine Taufpatin mich nach Prebl in die Kirche zur Taufe gebracht habe. Der Sturm hätte sogar ein Kirchenfenster zerbrochen. So zumindest die familieneigene Darstellung. Wie viel davon tatsächlich so war, lässt sich nicht mehr nachprüfen. Ich hatte ja auch oft den Verdacht, meine Taufpatin hätte auch den Namen, den ich eigentlich bekommen sollte, vergessen. Dem war wohl nicht so. Meine Mutter konnte nicht mitkommen zur Taufe, sie lag noch im Kindbett. Ja, man hatte es eilig mit der Taufe, damals in den Sechziger-Jahren.
Meine Taufkerze, die in einer kleinen Schachtel im Kleiderkasten meiner Mutter aufbewahrt wurde, war mir immer heilig. Die Kerze begleitete mich auch zu meiner Firmung. Leider ist sie irgendwann im Rahmen meiner Umzüge abhandengekommen – leise Wehmut befällt mich, wenn ich daran denke. Ist sie doch ein sichtbares Zeichen dafür, dass in der Taufe Jesus Christus mein Leben auf unauslöschliche Weise berührt hat. Gott nimmt seine Zusage nicht mehr zurück.
In unserer Taufe auf den Namen Jesu Christi bekommen wir Anteil an Gott – in der Taufe Jesu nimmt Gott Anteil an uns Menschen. Der Himmel ist offen, seit Gott in Jesus Mensch geworden ist. Gott hat sich uns Menschen in unüberbietbarer Weise, in Liebe, zugewandt. Das öffentliche Wirken Jesu, das mit der Taufe beginnt, gibt Zeugnis davon, wie Gott in der Welt erfahrbar wird.
Trauernde trösten und sich trösten lassen, Hungrige speisen und gemeinsam Mahl halten, Gefangene befreien und unsere eigenen Ketten sprengen, heilsam wirken und die eigenen Wunden heilen lassen, Sündern und Sünderinnen Barmherzigkeit erweisen und um Barmherzigkeit bitten, Blindheit heilen und sehend werden ... – das ist die frohe Botschaft, die allen Menschen gilt.
Wir sind auf den Namen Jesu getauft: Was er euch sagt, das tut.
Versuchen könnten wir es auf jeden Fall – immer wieder auf´s Neue.

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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