Caritas-Beschäftigungsprojekt
Eine innovative Brücke ins Arbeitsleben

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Zwei neue Caritas-Projekte in Kärnten sollen den Weg aus der Arbeitslosigkeit erleichtern: Das „brücken.werk“ und das Gartenprojekt „grown.care“ bieten ein niederschwelliges Angebot für junge Erwachsene und langzeitarbeitslose, auch ältere Menschen.
von Anna Maria Bergmann-Müller

Es gibt viele Wege, die in die Arbeitslosigkeit führen. Sie sind so verschieden wie die Schicksale der betroffenen Menschen. Nur eines trifft auf alle gleichermaßen zu: Corona hat die individuelle Situation noch verschärft.
Das hat die Caritas Kärnten nun auf den Plan gerufen. Mit zwei neuen Projekten soll jungen Erwachsenen und langzeitarbeitslosen älteren Menschen ein besonders niederschwelliger Zugang in die Arbeitswelt ermöglicht werden: Das „brücken.werk“ wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert und vom Land Kärnten kofinanziert. Das Gartenprojekt „grown.care“ wird von der Flex Foundation gesponsert. Im „brücken.werk“, genauer gesagt in der Werkstatt in der Adolf-Kolping-Gasse 4 in Klagenfurt, setzt man auf Nachhaltigkeit. Mit Recycling und Upcycling liegt man voll im Trend. Derzeit werken und basteln hier elf, teils langzeitarbeitslose junge Menschen unter fachkundiger Anleitung.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: bequeme Hocker aus Autoreifen, stylische Ohrringe aus Papier oder Armbänder, auch modische Taschen werden schon bald zum Verkauf angeboten. Im Herbst soll es so weit sein. Dann nämlich kann man im „brücken.werk“ die originellen Werke auch erwerben.
Schauplatzwechsel: In der Hubertusstraße 5C in Klagenfurt „garteln“ zehn Teilnehmer im Projekt „grown.care“. Im Frühling wurde begonnen. In Hochbeeten und auf einer Wiese werden Gemüse und Kräuter angebaut. Mittlerweile wird schon fleißig geerntet. Parallel zu ihrer Tätigkeit, für die sie natürlich entlohnt werden, werden die Teilnehmer beider Projekte laufend beraten und sozialpädagogisch unterstützt. Ziel beider Projekte ist die Integration ins Arbeitsleben.

Neue Chancen für Benachteiligte
Nicht alle haben die gleichen Chancen am Arbeitsmarkt. Da gibt es Menschen mit körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen, bildungsbenachteiligte Jugendliche, Obdachlose und solche mit Flucht- und Migrationshintergrund. Gerade für sie braucht es solche flexiblen und neuen Arbeitsmodelle.
Christina Staubmann als Bereichsleiterin für Beschäftigung und Betriebe bei der Caritas Kärnten hält es für das „Gebot der Stunde“, diesen Personengruppen die Möglichkeiten einer sinnvollen Beschäftigung und Tagesstruktur bei gleichzeitiger Existenzsicherung zu geben: „Die Anforderungsprofile quer durch die Arbeitswelt haben sich erheblich verändert. Bei den Selektionsprozessen am Arbeitsmarkt bleiben die Schwachen auf der Strecke. Gleichzeitig sind das aber Menschen, die arbeiten und einen gesellschaftlichen Beitrag leisten wollen. Sie schaffen das auch, wenn sie eine Arbeit bekommen, die ihren Fähigkeiten, Lebensumständen und möglichen Rahmenbedingungen entspricht.“

Arbeit, die Sinn stiftet
Das Projekt „brücken.werk“ wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert und vom Land Kärnten kofinanziert. Arbeitsmarktreferentin Landeshauptmannstellvertreterin Gaby Schaunig: „Arbeitslosigkeit führt zu Isolation, zu Ausschluss aus der Gesellschaft und wird zu einem Teufelskreis, der soziales Miteinander und die Reintegration in den Arbeitsmarkt zu einer unüberwindbaren Hürde werden lässt.“ Für Caritasdirektor Ernst Sandriesser sind die neuen Beschäftigungsprojekte eine adäquate Antwort auf die arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen dieser Zeit. Sowohl im „grown.care“-Garten als auch im „brücken.werk“ leisten Menschen eine Arbeit, die individuellen Sinn stiftet und gesellschaftliche Werte schafft. Sandriesser: „Das ermutigt und gibt eine neue Lebensperspektive.“ Auch Landesrätin Sara Schaar als Referentin für Gesellschaft und Integration unterstützt das „brücken.werk“. „Als Referentin für Integration und Jugend liegt mir das Projekt ,brücken.werk‘ sehr am Herzen. Unser gemeinsames Ziel ist es, die jungen Erwachsenen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Als Umwelt-Referentin gefällt mir der Nachhaltigkeitsaspekt durch die Upcycling-Aktivitäten.“

Seinen Platz im Leben finden
„Der Garten bedeutet für mich, an den täglichen Herausforderungen zu wachsen und im eigenen Tempo arbeiten und sein zu dürfen. Ich habe seit Langem wieder das Gefühl, gebraucht zu werden“, sagt Peter und freut sich auf seine „persönliche Ernte“, also den hoffentlich nicht allzu fernen Tag, an dem er endgültig seinen Platz im Leben gefunden haben wird.

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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