170 Jahre Hermagoras - Mohorjeva
Ein Verein für gute christliche Bücher

Bischof Anton Slomsek war ein großer Förderer der Hermagoras.
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Vor genau 170 Jahren wurde der Verein Hermagoras mit dem Ziel gegründet, gute christliche, slowenische Bücher herauszubringen. Damit ist die Hermagoras der zweitälteste Verlag Österreichs und der älteste slowenischsprachige.
von Josef Till

Der im Klagenfurter Priesterseminar als Spiritual wirkende Anton Slomšek machte im Jahre 1835 die ersten Pläne für die Errichtung eines Verlages, der brauchbare und wertvolle Bücher herausbringen und die Kultur und Bildung des „slowenischen christlichen Menschen“ heben sollte. Doch war die Zeit noch nicht reif. 1845 suchte er als Schul-inspektor beim Landesgubernium in Laibach um die Genehmigung eines Vereins zur Herausgabe guter Bücher an. Das Ansuchen wurde in Wien negativ beschieden, weil panische Angst vor dem Panslawismus, dem Zusammenschluss aller slawischen Völker, bestand.
Der Kaplan Einspieler
1846 wurde Slomšek Bischof von Lavant und setzte seine Initiativen zur Gründung des Verlages fort. Slomšek plante die Gründung eines Vereins. Seit der Aufklärungszeit gab es im slowenischen Kulturleben den Trend zur Zugehörigkeit zu einem Verein. Dafür suchte er einen tatkräftigen, agilen, innovativen und entscheidungsfreudigen Menschen. Diesen fand er in Andrej Einspieler, der in der Klagenfurter Stadtpfarre St. Egid wirkte. Zu Ostern 1851 lud Bischof Slomšek den Kaplan nach St. Andrä im Lavanttal ein, um ihm die zu dieser festlichen Zeit hoch aufgerichteten lodernden Scheiterhaufen zu zeigen. Das war ein Vorwand. Der Bischof wollte den jungen Kaplan für seine Pläne gewinnen.
Einspieler übernahm die ehrenvolle Aufgabe. Als Projektmitarbeiter fand er den 22-jährigen Junglehrer Anton Janežič.
Einspieler entwarf kurze Zeit später eine Bekanntmachung für einen Verein zur Herausgabe und Verbreitung guter slowenischer Bücher. Am 27. Juli 1851 veröffentlichte er mit weiteren sieben Unterzeichnern – Priestern und Lehrern – diese Bekanntmachung. Darin fehlte Slomšeks Name. Der Bischof gilt zwar als Initiator und Ideengeber für die Gründung des Hermagoras Vereines (Mohorjeva družba), er ist aber nicht dessen Gründer.
Die Satzungen bestimmten, dass der neue Verein mit der Bezeichnung „Verein des hl. Hermagoras“ gute Bücher produzieren solle, um die Menschen in der Monarchie auf Basis der christlichen Kultur zu bilden und die slowenische Literatur zu fördern.
Behördliche Genehmigung
Slomšek unterstützte den neu errichteten Verein mit seinem Obmann Einspieler und dem Vereinssekretär Janežič mit einer beträchtlichen finanziellen Zuwendung. Zur behördlichen Genehmigung kam es zwei Jahre später im August 1853, die Büchergabe für die Mitglieder gab es jedoch schon ein Jahr davor.
Der Verein mit seinem Verlag ist der zweitälteste in Österreich und der älteste im slowenischen Raum. Zu ersten Erosionserscheinungen kam es 1855, im Jahr des Konkordats, als der Verein zahlreiche Mitglieder verlor. Diese Krise meisterte Einspieler, als er im Jahre 1859 die Form des zivilrechtlichen Vereins in eine kirchenrechtliche Bruderschaft veränderte.
Neuer Protektor
Im selben Jahr war der Bischofssitz von St. Andrä im Lavanttal auf Betreiben des Salzburger Erzbischofs Maximilian Joseph Tarnóczy nach Maribor (Marburg) verlegt worden. Das hatte auch für die Hermagoras Folgen: Der Gurker Bischof Valentin Wiery, der aus dem Lavanttal stammte und die slowenische Sprache beherrschte, wurde 1860 zum Protektor der Hermagoras. Er unterstützte die kirchliche Bruderschaft mit der Abfassung eines Hirtenbriefes.
Zuvor hatte Papst Pius IX. die Bruderschaft gutgeheißen und sie mit Ablässen ausgestattet.
Mit der veränderten Organisationsstruktur, dem Einsatz von Vertrauensleuten, einem alljährlichen Bücherprogramm mit Kalender und Abendgeschichten erfolgte der Durchbruch in der ländlichen Region.
Einspieler konnte die Veränderung deshalb erfolgreich durchziehen, weil kirchliche Bruderschaften seit 1856 nicht dem Vereinsrecht unterlagen, sondern einzig und allein dem Verfügungsrecht des Bischofs unterstanden – gegenwärtig dem Gurker Bischof Josef Marketz.
Neue Herausforderungen
Für den Bestand der Hermagoras/Mohorjeva waren das Konkordat von 1855 und die Freundschaft des Kaplans Einspieler mit Bischof Wiery ein Segen. Die Herausforderungen für den Verein und den Verlag lagen im literarischen, bildungspolitischen, religiös-ethischen und wirtschaftlichen Bereich. Die Tätigkeiten Slomšeks und Einspielers machten die Bauern zu Nutznießern der Bildungsoffensive, des politischen Bewusstseins und des ästhetischen Genusses für die Schönheit der Sprache.
Bis zum heutigen Tag führt die Hermagoras/Mohorjeva diese Anliegen weiter und weitete sie im pädagogischen Bereich und in der Herausgabe von zweisprachigen Werken aus. Im Jahre 1871 konnte eine eigene Druckerei eröffnet werden, und in den Gründerzeitjahren 1892 bis 1894 wurde das Haus der Hermagoras/Mohorjeva in Klagenfurt errichtet.
Die Zahl der Mitglieder stieg in der Monarchie bis zum Jahre 1918 auf 90.000. Für Bischof Joseph Kahn war die Hermagoras Vorbild für den 1893 gegründeten St. Josef-Verein mit der Druckerei und dem Verlagshaus Carinthia in Klagenfurt.
Mechitaristen als Vorbild
Slomšek orientierte sich bei der Gründung der Hermagoras am Verein der Mechitaristen, der armenisch-katholischen Benediktinermönche in Wien. Diese waren 1805 im Zuge der napoleonischen Kriege nach Wien gekommen und erhielten ein im Josephinismus aufgehobenes ehemaliges Kapuzinerkloster als Bleibe, wo sie 1811 einen Verlag gründeten und bis 1998 eine Druckerei führten, die Werke in verschiedenen Sprachen druckte. Dieser Orden brachte seit 1830 jährlich preis- und lesenswerte Bücher he-raus, die er durch Vertrauenspersonen verbreitete.

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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