Pilgern stärkt den Glauben
Pilgern ist eine gesunde Seelsorge

Foto: Monika Gschwandner-Elkins
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Pilgerwanderungen liegen gerade nach der Zeit der Corona-Krise wieder voll im Trend. Über den tieferen Sinn des Pilgerns und seine glaubensstärkende Wirkung. Der „Sonntag“ sprach darüber mit dem Referat für Tourismusseelsorge der Diözese Gurk.
von Katja Schöffmann

Schon Hippokrates von Kos, berühmtester griechischer Arzt des Altertums (um 460 v. Chr. – um 370 v. Chr.), war überzeugt: „Gehen ist des Menschen beste Medizin.“ Der heilige Augustinus weiß: „Das ganze Leben ist ein Weg, ein Pilgerweg zu Gott“. In Form von Bewegung dem Körper Gutes tun und gleichzeitig den eigenen Glauben stärken – beides vereint sich im Weg des Pilgers. Gerade in Zeiten von Hektik, Lärm und Stress kann so die Seele zur Ruhe kommen.
Ein Blick in die Geschichte
In Kinofilmen wie „Saint Jacques … Pilgern auf Französisch“ (2005), „Dein Weg“ (2010) und „Ich bin dann mal weg“ (2015) bekommt man einen teils besinnlichen, teils humorvollen Einblick in das Thema Pilgern. In allen großen Religionen wird gepilgert. Das Wort „Pilger“ geht auf das Lateinische„peregrinus“ zurück. Bedeuten kann es einerseits „Fremder“ oder es ist eine Mischung aus „per“ (durch) und „ager“ (Acker). „peregrinari“ bedeutet „fremd sein, in der Fremde wandern“.
Zu den drei bekanntesten christlichen Pilgerzielen zählt nicht nur Europas beliebteste Pilgerstrecke, der Camino de Santiago (Jakobsweg) mit dem Ziel Santiago de Compostela in der Region Galicien in Spanien. Die nächsten Plätze gehen an Rom mit dem Petersdom und dem Grab des Heiligen Ignatius von Loyola (Schutzpatron aller Pilger). Jerusalem ist die heilige Stadt für Juden, Christen und Muslime mit Felsendom, Grabeskirche Jesu, Klagemauer und Ölberg.
„Es macht frei von Sorgen“
Zwei seit vielen Jahren begeisterte Bergsteiger und Freunde des Pilgerns erzählen dem „Sonntag“, warum ihnen das „religiöse Wandern“ besonders angetan hat.
Für Werner F. steht die psychologische Komponente im Vordergrund: „Ich gehe, wann immer ich Sorgen habe und erhoffe mir dadurch Hilfe. Zum Pilgern gehört für mich der Dank an Gott, vor allem, nachdem ich von einer schweren Krankheit genesen bin.“
Für Ingrid S., NMS-Leherin, gehört Bewegung schon aufgrund ihrer Schulfächer (Sport, Biologie und Deutsch) zum Leben fix dazu: „Ich liebe das Pilgern und Wandern in die Berge. Bewegung hält gesund. Es macht das Gehirn, den Kopf frei von Sorgen. Ich kann einfach abschalten und die Natur und die Ruhe genießen.“ Sie ergänzt: „Als ehemalige Biologie-Lehrerin liebe ich es, Tiere zu beobachten und ich bekomme ganz nebenbei eine bessere Kondition. Wer einen anstrengenden Job hat, tankt beim Pilgern und Wandern am Wochenende Kraft, um den stressigen Job bewältigen zu können.“
Regional unterwegs in Kärnten
Roland Stadler und Monika Gschwandner-Elkins vom Referat für Tourismusseelsorge der Diözese Gurk sehen es als ihre Aufgabe, den Menschen die Faszination des Pilgerns nahe zu bringen.
Für Gschwandner-Elkins bedeutet Pilgern „zurück zu den Wurzeln. Das Pilgern erfährt jetzt eine Renaissance“. Bedingt durch Corona „entdecken viele Kärntner wieder unsere Pilgerwege im eigenen Land“.
Wegstrecken gibt es genug: „Es gibt 2.000 km Weg in Kärnten, in Österreich sind es ca. 23.000 km“, erläutert Stadler. Was ihn am Pilgern fasziniert? „Es ist ein Zur-Ruhe-Kommen in oft sehr hektischen Zeiten. Es ist das Hinschauen auf die kleinen Kostbarkeiten des Lebens in der Natur, Hinhören auf die feinen Töne in den Gesprächen unterwegs. Eine Auszeit, wo die Seele zur Ruhe und der Geist in Bewegung kommt.“
Das Referat für Tourismusseelsorge bietet für jeden Pilgerfreund etwas. Eintägige Pilgerwanderungen werden gerne angenommen, „weil es überschaubar und regional geprägt ist. Es gibt kurze Wege und man muss nicht lange fort sein. Pilgern ist eine ‚kleine Auszeit‘ für viele, die es sich aus familiären oder beruflichen Gründen nicht leisten können, länger weg zu sein“, so Stadler.
Es gibt aber auch Menschen, die sich nicht getrauen, alleine über weite Strecken zu gehen. Diese machen die Erfahrung, „in der Gemeinschaft getragen zu werden, auch über Durststrecken, weil es Phasen gibt, wo man sich fragt: ‚Warum mache ich das eigentlich?‘“, erklärt Gschwandner-Elkins.
Was Stadler und sie bestätigen können: Gemeinschaft gibt Mut und „das positive Gefühl am Ziel, sich getraut und es geschafft zu haben, stärkt das Selbstbewusstsin“, sind sie sich einig. Zum Angebot des Referates zählen aber auch mehrtägige Wanderungen. „Hier wächst die Gemeinschaft unter den Pilgern stärker“, weiß Stadler aus eigener Erfahrung.
Das Referat fungiert auch als Servicestelle: „Es gibt Beratung über den Zustand der Wege, über Quartiere und die Schwierigkeit der Strecke“, so Stadler. Über Rückmeldungen freut sich das Team immer. „Das gibt uns die Möglichkeit, die Wege noch besser zu gestalten“, freut sich Stadler. Jeder Pilgerweg ist einzigartig. Ob kulturell (Maria Saal, Maria Wörth, Basilika St. Andrä, Maria Luggau), ob einsam in den Nockbergen, durch Tourismusregionen (Wörthersee, Klopeiner See, Faaker See) oder quer durch Maisfelder, alles ist möglich.
Was Stadler und Gschwandner-Elkins besonders gerne hören: „Mit euch ist es ein tolles Erlebnis, ich bin so herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen worden, ich komme wieder!“
Referat für Tourismusseelsorge
Diözesanhaus, Tarviser Straße 30, Klagenfurt, Tel.: 0463/5877-2115, tourismus@kath-kirche-kaernten.at
www.kath-kirche-kaernten.at
www.pilgerwege-kaernten.at

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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