Jubiläum: 40 Jahre Weltladen Klagenfurt
Fair und nachhaltig einkaufen

Foto: Höbl, Haab, Weltladen
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Sozial-gerechte und ökologisch-bewusste Handelswaren bietet der Weltladen Klagenfurt seit seiner Gründung im Jahr 1980 an. Während der letzten 20 Jahre leitete Rosi Pichler-Taumberger den Betrieb, ehe sie die Geschäftsführung im heurigen Jubiläumsjahr an Catarina Hofstätter übergab.
von Benjamin Höbl

Aus Sorge für eine gerechtere Welt und einem Verantwortungsgefühl für die Lebensumstände von Kleinproduzenten in den ärmsten Ländern der Erde besteht seit Jahrzehnten der Faire Handel. Er versteht sich als Alternative zu vorhandenen Wirtschaftsstrukturen. Seine Eckpfeiler sind Dialog, Transparenz und Respekt. Ausschließlich fair gehandelte Produkte stehen in den Weltläden zum Verkauf.
Das erste Geschäftslokal in Klagenfurt gründeten 1980 Reinhard Lebersorger, damaliger Generalsekretär der Katholischen Aktion Kärnten, Raimund Vospernik, Bärbl Tietze und Ingrid Klitsch. Letztgenannte war die erste Angestellte im „3.welt-laden“ in der Fleischbankgasse. Dank der großen Unterstützung durch Ehrenamtliche für „das größte Kärntner Fachgeschäft für Fairen Handel“ und einer fruchtbaren Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice dürfen Gründer und spätere Weggefährten 40 Jahre danach die Erfolgsgeschichte Revue passieren lassen.
Wechsel im Management
An der Spitze des Weltladens stand während der Hälfte seines 40-jährigen Bestehens Rosi Pichler-Taumberger. Im Jubiläumsjahr übernahm Catarina Hofstätter die Geschäftsführung. Weiterhin ehrenamtlich tätig ist die Vorgängerin im Verein, dessen Vorstandsmitglieder sich gerne bei der Informations- und Bildungsarbeit einbringen. „Der Verein ist als Stütze im Hintergrund“, ist sich Hofstätter des Beistandes bewusst.
Mehr Auswahl und neue Kunden
Seit elf Jahren befindet sich der Weltladen Klagenfurt zentral in der 8.-Mai-Straße. „In den letzten 20 Jahren ist zwei Mal der Standort gewechselt worden“, erinnert sich Rosemarie Pichler-Taumberger.
Stets konnte ein größerer Verkaufsraum an einem frequentierteren Standort bezogen werden. „Die ganz jungen Leute gehen uns ein bisschen ab“, weiß sie aus Erfahrung. Ansonsten sei die Klientel „sehr durchgemischt“. Seiner Nähe zum Benediktinermarkt und dem Tourismus verdankt der Weltladen einen Großteil der Laufkundschaft.
Über die Jahrzehnte hinweg ist ein fester Stammkundenstock entstanden, der ihm, seit der Eröffnung mit Kaffee aus Nicaragua und Taschen aus Naturmaterialien im Sortiment, die Treue hält. „Das Ziel war immer, dass der Weltladen auch in Klagenfurt bekannter wird“, umreißt die ehemalige Geschäftsführerin ihre Intention. „Es gibt immer Kundinnen und Kunden, die den Fairen Handel unterstützen wollen.“
Unter Rosemarie Pichler-Taumberger als Geschäftsführerin setzte der Weltladen verstärkt auf Mode und Lebensmittel, weiterhin steht Süßes hoch im Kurs: „Schokolade ist ein Renner.“
Handel auf Augenhöhe
Ob Gewürze oder Kaffee, ein Stofftier oder Tee, der Weltladen garantiert seinen Konsumenten die Produkterzeugung zu einer redlichen Entlohnung ohne ausbeuterischer Kinderarbeit. Der Zusammenschluss aller Weltläden in Österreich kontrolliert die Einhaltung der fest verankerten Bestimmungen, wie Rosi Pichler-Taumberger bestätigt: „Wir dürfen nur bei den von der ‚ARGE Weltläden‘ geprüften ‚Anerkannten Lieferanten‘ einkaufen.“ Aufgrund der individuellen Anschaffungen bei den zertifizierten Vertragspartnern kann das Angebot in jedem der österreichweit 90 Weltläden variieren.
„Es geht nicht nur um die Bezahlung“, stellt Pichler-Taumberger klar. Vielmehr fördert der Weltladen die Weiterentwicklung der Landwirte und Arbeiter.
Der Mensch im Mittelpunkt
Reisen und Produzentenbesuche beleuchten die Lebensschicksale hinter den angebotenen Handelsgütern. Diese direkte Verbindung macht die Beratung durch die vier Angestellten im Weltladen Klagenfurt authentisch: „Bei unseren Kundengesprächen können wir etwas erzählen über Menschen und Produkte.“ Als „Ort des Austausches“ sieht sich die Non-Profit-Organisation, die ihren erwirtschafteten Gewinn vornehmlich in Bildungsarbeit investiert. „Das Ziel wäre letztendlich, dass jedes Produkt Fairtrade ist!“, gibt Catarina Hofstätter die Losung aus.
Basare statt Feierlichkeiten
Statt der geplanten 40-Jahr-Feier präsentiert der Weltladen in Newslettern und Schaufenstern seine Geschichte. Sogar die eine oder andere Jubiläumsüberraschung erfreut treue Kunden. „Wir haben es nachzufeiern!“, kündigt Rosi Pichler-Taumberger an.
Im Oktober, dem Monat der Weltmission, erhöhen viele Pfarren ihre Fairtrade-Vorräte. Denn sie wollen „Hilfe zur Selbsthilfe“ für benachteiligte Kleinbauern, Handwerker, Plantagen- und Fabriksarbeiter sowohl in Entwicklungsländern als auch in Schwellenländern leisten. Speziell am Weltmissionssonntag organisieren einige Pfarrgruppen Basare mit fair gehandelten Produkten. Die Verkaufswaren stehen bei allen fünf Kärntner Weltläden (auch in Villach, Spittal, Feldkirchen und St. Veit) zur Abholung bereit.
Helfende Hände gesucht
Neben dem angebotenen Sortiment sind ferner die Größe und Anzahl an ehrenamtlichen oder bezahlten Mitarbeitern je Weltladen nicht einheitlich. Catarina Hofstätter erklärt sich den „Erfolg nur wegen der Eigenverantwortung“.
Interessierte Personen jeden Alters lädt Rosi Pichler-Taumberger ein, sich im Trägerverein „ZUSAMMENARBEIT EINE WELT“ oder im Laden zu engagieren: „Man kann ehrenamtlich im Vorstand und im Weltladen mitarbeiten.“

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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