Diözese Eisenstadt
Synodaler Prozess soll ausgeweitet werden

Diakon Willi Jandrisits im Gespräch mit Superintendent Robert Jonischkeit im Eisenstädter Martinsdom. | Foto: Franz Josef Rupprecht
  • Diakon Willi Jandrisits im Gespräch mit Superintendent Robert Jonischkeit im Eisenstädter Martinsdom.
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Nach Bericht über bisherige Rückmeldungen im Rahmen des synodalen Weges der Diözese Eisenstadt soll der Fokus nun auf noch nicht berücksichtigte Menschen und Bereiche gelegt werden. Eine Verbindung mit einer diözesanen Pastoralreform wird angestrebt.

Die Diözese Eisenstadt hat die Ergebnisse ihrer Konsultation zur Vorbereitung der Weltbischofssynode 2023 veröffentlicht. Unter dem Titel "Synodalität. Partizipation. Gemeinschaft." wurden die bisherigen Rückmeldungen zusammengefasst und im Martinsdom in einer vorsynodalen Versammlung vorgestellt. Bischof Ägidius Zsifkovics erklärte dabei, seine Diözese werde den Befragungsprozess noch weiter ausdehnen und sich insbesondere um Rückmeldungen von "Menschen und Bereichen, die bisher kaum oder gar nicht berücksichtigt wurden" bemühen, woraufhin es dann eine "Synthese" geben soll. Zugleich mit der Ausdehnung sei auch eine Verbindung des synodalen Prozesses mit dem derzeit in Umsetzung befindlichen burgenländischen Pastoralkonzept "Neuer pastoraler Weg" geplant.
Als Grund für die Weiterführung nannte der Bischof die bisher noch geringe Beteiligung, sowie auch die zu kurze Zeit und Verzögerungen infolge der Pandemie. Bei den Rückmeldungen hätten viele Befragte ihre persönliche Meinung formuliert und Erwartungen an eine synodale Reform der Kirche vorgetragen, ist darüber hinaus im von einer diözesanen Steuerungsgruppe erstellten zehnseitigen Bericht über die bisherigen Rückmeldungen zu lesen. Das Votum der Einsendungen sehe man als einen "Auftrag". Zugleich wolle man jedoch noch stärker darauf hinwirken, dass das im Zentrum stehende Thema der "Synodalität" künftig mehr im Sinne von Papst Franziskus als "Begegnung" verstanden werde.
Hinsichtlich des in der katholischen Kirche derzeit weltweit laufenden "Synodalen Prozesses" ist den Diözesen freigestellt, in welcher Form sie in der ersten Phase das von Papst Franziskus mit Nachdruck geforderte "Hinhören" auf die Menschen umsetzen. In der Diözese Eisenstadt gab es nach einem Auftakt im Oktober 2021 Befragungen durch "geistliche Gespräche" in Gruppen und Gremien, moderierte Pfarrversammlungen, eine Online-Synode. Weiters wurde auf der Diözesanhomepage ein Online-Fragebogen angeboten, der von 248 Personen ausgefüllt wurde. Auch eine Befragung im Rahmen des Religionsunterrichts, an der sich über tausend Kinder und Jugendliche beteiligten, wurde durchgeführt, wie auch Bischof Zsifkovics in seinen Worten besonders hervorhob.

Expertise und Bedürfnisse der Laien. Der Bericht über die bisherigen Konsultationsergebnisse nennt acht Themenbereiche, die jeweils auch mögliche Handlungsaufträge für die Welt- und Ortskirche enthalten. So heißt es zum Thema Partizipation, Gläubige wollten in ihren geistlichen Bedürfnissen wie auch in ihrer je eigenen Expertise "gehört, respektiert und ernstgenommen" werden. Dazu sollten bisherige Gremien in den Diözesen und Pfarren gestärkt und die Verantwortung der Laien noch mehr betont werden. Auf weltkirchlicher Ebene fordern die einen eine "kollegial-synodal geführten Kirche" mit Gewaltenteilung, Transparenz, Kontrolle und Bischofswahl, andere Gläubige jedoch neben Mitverantwortung vielmehr eine Stärkung des hierarchischen Systems und dessen Prinzipien.

Viel Unterstützung gibt es in der "Martinsdiözese" für den Einsatz für von Flucht, Migration und Armut betroffenen Menschen, was auch die Chance der Einbindung von Menschen außerhalb des unmittelbaren Umfelds der Kirche biete, hält der Bericht fest. Gottesdienst und Liturgie werden trotz rückläufiger Zahl der Messbesucher als "Herzensangelegenheit" für viele Menschen dargestellt, wobei es Forderungen nach stärkerer Einbindung von Laien und einer Modernisierung von Sprache, Form, Musik und Gestaltung gab. Eine "Willkommenskultur" sowie vermehrtes Zugehen auf Kinder und Familien seien zu fokussieren, digitale Angebote insbesondere für Jugendliche zu entwickeln. In Sachen Kommunikation wünschten viele eine "neue Kultur der Meinungspluralität", Gespräche auf Augenhöhe und "mehr Zuhören" durch Umfragen, Soziale Medien und Pfarrversammlungen.

Frauen, Diversität und Priester. Unter den "Top-Themen" nennt der Bericht auch "Frauen und Geschlechtergerechtigkeit". Viele Frauen könnten aktuell den Weg der Kirche nicht mitgehen, so der Bericht: Ihre Stimmen würden zu wenig gehört, sie sähen sich als "Menschen zweiter Klasse" oder die Kirche zu unbeweglich angesichts des Wandels der Frauen- und Männerbilder in der Gesellschaft. Die Argumente des Verbots der Priesterweihe von Frauen seien für viele nicht nachvollziehbar, darüber hinaus äußerten etliche den Wunsch nach einer Öffnung des Diakonats für Frauen oder eine Offensive für Frauen in liturgischen Diensten und Leitungsdiensten. Das "Priesterliche" müsse "neu buchstabiert werden", mit dem Ziel, als Männer und Frauen "geschwisterlich und auf Augenhöhe" zu sein.

Zum Thema Inklusion und Diversität geht aus dem Dokument hervor, dass sich viele queere, geschiedene und vereinzelt auch behinderte Personen von der Kirche in ihrer Lebensrealität als nicht angenommen erachten. Sie sähen sich nicht als willkommen, da sie von Ämtern und gewissen Tätigkeiten sowie beim Zugang zu den Sakramenten teils ausgeschlossen seien. Neben einer Änderung der Kirchenlehre werden auf ortskirchlicher Ebene mehr Offenheit und verstärkte pastorale Impulse für die Betroffenen gefordert.
Ein eigener Punkt ist im Dokument Priestern gewidmet. Das vorherrschende Bild über sie widerspreche dem Ideal aus dem Evangelium, welches besonders den Dienst und die selbst gewählte Erniedrigung hervorhebt, heißt es im Bericht. Dennoch seien die Erwartungen der Gläubigen an Priester hoch: Sie sollten "brüderliche Begleiter" sein, sich zum intensiven Zuhören Zeit nehmen, Wertschätzung vermitteln, nicht verurteilen und in der Liturgie vorherrschende Sorgen und Nöte vor Gott bringen. Bei den Sakramenten sollten Priester "niemanden ausschließen", bei Entscheidungen "eher moderieren als bestimmen". Zum Zölibat äußerten sich viele der Befragten kritisch und mit Unverständnis. Konkrete Forderungen betreffen u.a. die Aus- und Fortbildung, verstärkte Hilfestellungen für Priester wie Leitlinien, Austausch, Supervision, Burnout-Prävention und Vermittlung bei Konflikten. Auch brauche es die "Sorge des Volk Gottes um den Priester in seinem Dienst vor Ort". KAP

Autor:

Redaktion martinus aus Burgenland | martinus

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