Orgelweihe in Pinkafeld
Ein „Wahnsinns-Instrument“ bringt „Auferstehung“

Großprojekt. Peter Tiefengraber, Organist und Initiator des Neubaus, mit der Orgel, deren Neuanschaffung 675.000 Euro betragen hat – ein Großteil konnte von privaten Spendern abgedeckt werden.  | Foto: ELISABETH WERTZ
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  • Großprojekt. Peter Tiefengraber, Organist und Initiator des Neubaus, mit der Orgel, deren Neuanschaffung 675.000 Euro betragen hat – ein Großteil konnte von privaten Spendern abgedeckt werden.
  • Foto: ELISABETH WERTZ
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Die neue Orgel der Pfarrkirche Pinkafeld ist das teuerste Instrument im Burgenland. Finanziert wurde sie durch ein gewaltiges Spendenprojekt. Organist Peter Tiefengraber, der lange unfreiwillig eine Art Orgelbauer spielen musste, durfte sie bei der Weihe am vergangenen Wochenende erklingen lassen. martinus erzählt die Geschichte einer „Auferstehung“. 

GERALD GOSSMANN

Es liegt einige Jahre zurück, als der heute gefeierte Organist und Musikdirektor der Wiener Augustinerkirche Peter Tiefengraber, in Pinkafeld eine Art Orgelbauer spielen musste. Einmal fiel gar der Motor des Instruments aus. Ausgerechnet zwei Tage vor Weihnachten. „Wir mussten in den Motor einen Schraubenzieher stecken, um die Stromversorgung zu gewährleisten“, erzählt Tiefengraber im martinus-Gespräch. Regelmäßig funktionierten mehrere Tasten nicht, weil Verbindungsteile gerissen waren. Organist Tiefengraber musste mit Isolierband ausrücken, um zu flicken, was irgendwann nicht mehr zu reparieren war. Zuerst überlegte die Pfarre, abgeschreckt von den hohen Kosten einer Neuanschaffung, die Restaurierung der Orgel. Experten steckten dann aber ihre Köpfe zusammen und „schnell war klar, dass nur ein Neubau nachhaltig helfen kann“, erklärt Tiefengraber.

Teuerstes Instrument. Vergangenes Wochenende wurde die neue, 675.000 Euro teure Orgel in der Pfarrkirche Pinkafeld geweiht. Gemeinsam mit der Orgel in Lockenhaus sei sie laut Tiefengraber die größte des Burgenlandes. „Auf jeden Fall aber ist sie das teuerste Instrument, das jemals im Burgenland angeschafft worden ist – mit einer enormen „Klangfarben-Vielfalt“. Pfarrer Norbert Filipitsch zeigt sich gegenüber „martinus“ begeistert: „Für uns bedeutet diese Orgel ein Stück weit eine Auferstehung in der Festlichkeit der Liturgie“. Beeindruckend ist, wie die „Auferstehung“, ein wahres Mammut-Projekt, in der Pfarre Pinkafeld gestemmt werden konnte.

Lebensdauer: 200 Jahre. Ein eigener Kirchenmusik-Verein wurde vor sechs Jahren gegründet, um die Anschaffung zu orchestrieren und zu begleiten. Pfarrer Norbert Filipitsch steht diesem als Präsident vor, Vorsitzende ist Andrea Gottweis, Stefan Kramer organisierte Förderungen, Peter Tiefengraber fungiert als künstlerischer Berater. Von den 675.000 Euro Gesamtkosten der Orgel konnten laut Tiefengraber beinahe 400.000 Euro durch private Spender abgedeckt werden. Man konnte Orgelpfeifenpate werden, dem Kirchenmusikverein (samt Mitgliedsbeitrag) beitreten, Spendenboxen wurden aufgestellt und Orgelwein verkauft. Mehrere Orgelbauer in Österreich und Deutschland wurden besucht, mit fünf international anerkannten Firmen kam es zu detaillierten Gesprächen. Der Vorstand entschied sich für die Firma Eule Orgelbau aus Deutschland. Mit höchstem Lob bedachten die beiden Experten Matthias Krampe und Gottfried Allmer bei der Abnahme die Arbeit der Firma. Diese Orgel suche „mit ihrer Vielfalt der Klangfarben ihresgleichen in ganz Österreich“, wurde betont. Das Ziel der Pinkafelder war es, „ein Instrument entstehen zu lassen, bei dem man mit einer Lebensdauer von 200 Jahren rechnen kann.“ Das in Dresden errichtete Instrument zählt mit 35 Registern, drei Manualen und 1.789 klingenden Orgelpfeifen zu den vielseitigsten seiner Art. Die Orgel wurde in das spätbarocke Gehäuse aus dem Jahr 1790 eingebaut, das denkmalgeschützt war. „Wir haben die originale Farbfassung freigelegt und restauriert“, erklärt Tiefengraber.

Kirchenferne ansprechen. Um das neue Instrument gut zu präsentieren, hat der Kirchenmusikverein Pinkafeld eine neue Konzertreihe gestartet. Die „TON.reihe“ (siehe Kasten rechts) bietet klassische Musik in allen Facetten. „Wir können eigene Konzerte mit dieser Orgel veranstalten“, freut sich Pfarrer Filipitsch. Schon bei der ersten Aufführung am Tag nach der Weihe habe er bemerkt, „dass die Leute scharenweise in die Kirche geströmt sind. Das sind Musikliebhaber, die sonst nichts mit Kirche zu tun haben, aber jetzt von diesem Wahnsinns-Instrument angesprochen werden.“ 580.000 von den 675.000 Euro Gesamtkosten konnte die Pfarre durch private Spenden und öffentliche Gelder abdecken. Die restlichen 95.000 Euro fehlen noch, „damit alles ausfinanziert ist“. Man kann also weiterhin Pate werden oder das Projekt unterstützen. «

www.kirchenmusikpinkafeld.at

ORGEL-KONZERTE

„TON.reihe“ in der
Pfarrkirche Pinkafeld

1. Mai (17 Uhr). Orgelkonzert von Pier Damiano Peretti, der an der Orgel die
größten Kathedralen und bedeutendsten
Konzertsäle der Welt bespielt.

7. Mai. Tag der Orgel mit der Pfeifenwerkstatt für Kinder ab 6 Jahren (10 Uhr), Rätselspaß für Kinder ab 14 Jahren (14 Uhr), Erlebniskonzert mit Matthias Krampe (17 Uhr), Abendmesse mit Organist Johannes Ringhofer (19 Uhr).

Autor:

Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus

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